Epische und spannende High-Fantasy

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zeddicus Avatar

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„Das Lied des Wolfes“ von Anthony Ryan erzählt die Geschichte um Vaelin al Sorna weiter, die in der Rabenschatten-Trilogie („Das Lied des Feuers“, „Der Herr des Turmes“ und „Die Königin der Flammen“) begonnen wurde, und bildet den Auftakt zur neuen Rabenklingen-Trilogie. Mit insgesamt ca. 550 Seiten ist der Umfang – zumindest für einen Fantasy-Roman – doch eher überschaubar. Was mir direkt positiv aufgefallen ist, ist dass das Buch in Design und Größe zur Rabenschatten-Trilogie passt – was ja viele Verlage doch nicht immer schaffen. Außerdem kann das Buch mit insgesamt 3 Karten glänzen, die gerne noch ein wenig detaillierter sein dürften, aber dennoch zum Lesevergnügen beitragen.

Vaelin al Sorna ist ein Kriegsveteran und trägt den Titel „Herr des Turmes“. Seine Aufgabe besteht darin, für Recht und Ordnung im Reich der Königin zu sorgen, wobei man ihn zu Beginn des Buches begleiten darf. Schon bald erreicht al Sorna aber die Kunde, dass seine frühere Liebe Sherin in einem fernen Königreich in Gefahr ist, und ohne das Einverständnis der Königin begibt er sich auf die lange Reise gen Westen in die Reiche der Kaufmannskönige, einem asiatisch angehauchten Teil dieser Fantasy-Welt.

Neben den Erlebnissen von Vaelin al Sorna gibt es mit „Luralyns Berichten“ einen zweiten Handlungsstrang. In diesen Berichten wendet sich Luralyn direkt an den Leser und erzählt die Geschichte von Kehlbrand Reyerik, einem Krieger der Stahlhast. Diese sind ein Volk, das in den Steppen nördlich der Reiche der Kaufmannskönige leben. Kehlbrand möchte sich zum Anführer der Stahlhast, dem Mestra-Skeltir, aufschwingen und eine seit langem bestehende Prophezeiung erfüllen, wonach die Stahlhast einmal alle Königreiche unter ihrem Befehl vereinigen würden.

Ich habe die Rabenschatten-Trilogie nicht gelesen, weshalb „Das Lied des Wolfes“ für mich den Einstieg in die Welt al Sornas bildete. Dabei merkt man schnell, dass diese Fantasy-Welt sehr ausgereift ist und einigen Tiefgang hat, was wohl auch den drei Vorgänger-Bänden geschuldet ist. Trotzdem hat Ryan es geschafft, mich gut in die Welt einzuführen und mir die wichtigen Details aus der ersten Trilogie mit auf den Weg zu geben. Dass man in einer Fantasy-Geschichte nicht immer alles versteht, finde ich fast schon normal. Wen das allerdings stört, der kann dem sicher vorbeugen, indem er zuvor die erste Trilogie liest.

Der Schreibstil Ryans liest sich flüssig und hat mir sehr gut gefallen. Die Szenen konnte ich mir vor dem inneren Auge sehr gut vorstellen, da Landschaft und Personen immer sehr gut beschrieben waren. Teils kommen sehr brutale Szenen vor, bzw. wird eine brutale Sprache verwendet. Das hat für mich aber die „Echtheit“ der Szenen nur verstärkt und ich hatte das Gefühl, dass nichts beschönigt wird und man als Leser betrogen wird.

Auch die Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet. Sowohl Vaelin al Sorna und seine Gefährten als auch Kehlbrand, Luralyn und die Stahlhast konnten mich überzeugen. Durch Luralyns Berichte erfährt man als Leser auch mehr über die Welt der Stahlhast und die Beweggründe des eigentlichen Antagonisten. So schafft es Ryan dem Schwarz-Weiß von Gut und Böse einige Grauschattierungen hinzuzufügen.

Zusammengefasst ist „Das Lied des Wolfes“ ein solider Fantasy-Roman mit einer gut ausgearbeiteten Welt und tollen Charakteren. Das Buch lässt sich sehr gut weglesen, auch wenn man die erste Trilogie (noch) nicht kennt. Trotz des eher knappen Umfangs von nur 550 Seiten erwartet den Leser eine packende Geschichte, viele spannende Kämpfe und – wie sollte es auch anders sein – ein Cliffhanger am Ende des Buches. Ich habe auf jeden Fall Lust auf mehr von Anthony Ryan bzw. Vaelin al Sorna und werde mir ganz sicher die Rabenschatten-Trilogie zu Gemüte führen. Ich bin gespannt, wie es wirkt, wenn man sie als Prequel-Trilogie liest. Auf den zweiten Band der Rabenklingen freue ich mich auf jeden Fall jetzt schon!