Gelungene Fantasy, die den Leser etwas intensiver auf die böse Seite führt

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melail Avatar

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Als großer Fan der Draconis Mons Reihe von Anthony Ryan, muss ich gestehen, dass mir dieses Buch sogar noch besser gefallen hat – die Vorgeschichte rund um Vaelin al Sorna kenne ich allerdings nicht. Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass man die vorherige Reihe unbedingt kennen muss. Zugegeben, der Anfang ist namenstechnisch etwas verwirrend. Der spannende Einstieg lässt das aber schnell in Vergessenheit geraten und der Punkt der Aufklärung ist dann auch recht früh erreicht. Davon sollte man sich einfach nicht aus dem Konzept bringen lassen.
Vergleicht man das Buch aber mit der Draconis Mons Reihe, würde ich letzteres als High Fantasy bezeichnen – reichlich ausgeschmückt und eine sehr tiefgehende Weltenbildung - „Das Lied des Wolfes“ hat ein hingegen sehr viel flotteres Tempo und die Weltenbildung kommt zwar nicht zu kurz, ist aber dennoch deutlich spärlicher. Darum war ich einerseits sehr überrascht, wie gut mir die wichtigsten Protagonisten im Kopf geblieben sind (denn davon gibt es wirklich reichlich). Allerdings gibt es insgesamt derart viele verschiedene Charaktere, dass einige der eher nebensächlichen leider etwas in den Hintergrund rücken und zu einem leichten Einheitsbrei werden. Dadurch hat so manches Ereignis bei mir nicht die emotionale Reaktion hervorgerufen, die eigentlich möglich gewesen wäre. Pluspunkt war für mich aber definitiv auch der Antagonist – irre, unberechenbar und dadurch in seiner Bosheit fast schon sympathisch.
Das Ende ist auch etwas speziell und ich könnte mir vorstellen, dass es einigen Lesern überhaupt nicht zusagt. Anstatt des klassischen „Höhepunkt und dann seitenweise Abschlussgeplänkel und friedliches Runterfahren der Geschichte“, überlegt man hier bis wenige Seiten vor Schluss, ob sich irgendwo noch ein paar Seiten verstecken oder wie in aller Welt der Autor die Geschichte auf so wenigen Seiten beenden möchte. Mir persönlich hat das aber sehr gut gefallen, da ich nicht immer ein Fan von 50 Seiten Nachspiel bin – gerade je explosiver das Finale gestaltet ist.

Fazit
Ein spannendes und fantastisches Abenteuer, das definitiv Lust auf einen Nachfolger macht. Fans der Draconis Mons Reihe sollten sich zwar auf eine gute Prise weniger High Fantasy einstellen - was dem Buch in meinen Augen aber keinen Abbruch tut – und dürfen sich dafür wieder auf ein irres Regime der Bosheit freuen, welches in seinem Facettenreichtum definitiv mit den Draconis Mons Büchern mithalten kann.