Der weite Weg von Brasiliens Inseln nach Paris

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Die Lose-Blatt-Sammlung, in der sein Urgroßvater die Erlebnisse seines Lebens ab dem 22. Lebensjahr aufgezeichnetm hat, nimmt Pep Bras als Grundlage und schreibt knapp 100 Jahre später einen abenteuerlichen Roman über das Leben seines Urgroßvaters Joan Bras und seiner Großmutter Sion. Der zeitliche Abstand gibt eine gewisse Distanziertheit und Objektivität und so erfährt der Leser auch einiges über sich gleichzeitig abspielende historische Ereignisse , die zu diesem Zeitpunkt weder Joan noch Sion interessiert haben.
Zur Handlung:
Der 22jährige Joan Bras reist mit dem seinerzeit größten spanischen Fahrgastschiff der "Principe de Barcelona" im August 1909 von Barcelona nach Brasilien. Bei schwerem Sturm zerschellt das Schiff und auf die vorgelagerte Insel Ilhabela werden 456 Passagiere als Leichen angespült, einzig Joan Bras - erstmal scheintot - überlebt letztendlich auf wundersame Weise und wohnt dann im Hause der Arztwitwe Catarina. Er hat sein Gedächtnis verloren und beginnt so auf Ilhabela ein völlig neues Leben und arbeitet als Schreiner für die Inselbewohner. Nach einiger Zeit werden Catarina und er ein Liebespaar, heiraten und Töchterchen Sion wird geboren, die Joan abgöttisch liebt. Sie leben bis zu Sions 4. Geburtstag als sehr glückliche Familie. Aber an diesem Tag geschieht ein großes Unglück, Catarina wird von dem gefürchteten Jaguar "Gaspaname" angefallen und stirbt an ihren Verletzungen. Joans Leben entgleitet ihm, er kümmert sich nicht mehr um Sion, die nun bei einer befreundeten Familie aufwächst.
Da Schreiner aber begehrte Handwerker sind, findet er Arbeit bei einem großen geplanten Hotelbau, erarbeitet sich die Anerkennung des französischen Auftraggebers Maurice und erwidert die Liebe von dessen Tochter Isabella.
So reist er in Begleitung Sions mit Frau und Schwiegervater 1920 nach Paris und arbeitet dort bei der Leitung von Maurices Hotel mit.
Sion fällt die Eingewöhnung anfänglich schwer, aber ihre Familie liebt sie znd Paris bietet so viel Neues, Sie entdeckt das Puppenspiel und die Bauchrednerei für sich und da die Familie ihr Talent fördert, kann sie sich zu einer geachteten Schauspielerin hocharbeiten. Allerdings stoßen ihrer Familie gleich mehrere Unglücke zu und so zieht sie 1942 mit Großvater Maurice nach Barcelona, wo dann sicher auch ihr Enkel Pep geboren wird.

Ein bunter abenteuerlicher Roman. Das Leben auf der brasilianischen Insel Ilhabela ist sehr farbig und eindrucksvoll geschildert. Der Aberglaube der damaligen Zeit, die sich hartnäckig haltenden Gerüchte usw. läßt uns heute vielleicht lächeln - aber wir sollten nie die Lebensumstände der Inselbewohner vergessen, die uns Pep Bras sehr nahe bringt.
Die zeitliche Distanziertheit des Autors überträgt sich auf den Leser. Es ist mir nicht so recht gelungen, mich in die Personen und ihre Handlungen hineinzuversetzen, mit ihnen tatsächlich mitzufühlen. Der Leser fühlt sich eher als Betrachter von außen.