Vermischung von Fantasie und Realität

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"Das Mädchen das nach den Sternen greift" ist der erste in die deutsche Sprache übersetzte Roman des Autors Pep Bras. In seiner spanischen Muttersprache schrieb er bereits mehrere Romane, Drehbücher und Theaterstücke und ist außerdem als Journalist tätig. In seinem Buch "Das Mädchen das nach den Sternen greift" nimmt er die Leser auf eine ferne und paradisische Insel vor der Küste Brasiliens sowie ins Paris der 1920er Jahre mit.

Die Geschichte besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen. Im ersten Teil bestimmen Catarina und Joan die Handlung. Letzterer kam als Schiffbrüchiger und einziger Überlebender auf die Insel. Auch er wurde von den Einwohnern zunächst für tot gehalten und für die Beerdigung am nächsten Tag bereits in einen Sarg gebettet, als er während eines Untwetters in der Nacht wieder zum Leben erwacht und fortan zusammen mit Catarina in deren Wohnung lebt. Als sie nach einiger Zeit ein Kind von ihm erwartet heiraten die beiden. Doch das Glück hält nicht lange an, denn nach wenigen Jahren stirbt Catarina - angeblich durch den Angriff der sagenumwobenen Gestalt von Gápanamé - woraufhin der bislang fürsorgliche Vater der kleinen Sión zum Trinker wird und seine Tocher zu einer anderen Familie auf der Insel zieht. Dort verlebt sie eine glückliche Zeit. Doch wieder erfährt ihr Leben eine Wendung. Der Vater findet eine neue Frau und zieht nach Paris. Da sein Leben nun wieder in geordneten Bahnen verläuft nimmt er Sión mit.

Nun beginnt der zweite Teil, in dem Sión die Hauptakteurin ist. In Paris kann sie sich nach einiger Zeit in ihr neues Umfeld integieren. Ihre große Leidenschaft ist das Bauchreden, das ein Puppenspieler ihr beibringt. Bis sie 17 Jahre alt ist lebt sie scheinbar größteils glücklich in ihrer neuen Heimat, als ein für Sión und den Leser unerwartetes Unglück über sie und ihre Familie hereinbricht.

Der Roman ist in einem flüssigen Schreibstil gehalten und das Cover macht neugierig auf die Geschichte des Buches. Inhaltlich ist er erste Teil sehr fantasievoll und erinnert mit dem mythologischen Gápanamé, der Wiederbelebung Joans und des veränderten Zustand Catarinas während ihrer Schwangerschaft an den magischen Realismus, der ja auch zeitlich (Anfgang des 19. Jahrhunderts) und örtlich (Südamerika) in die Geschichte passt. Der zweite Teil unterscheidet sich jedoch sehr von dem ersten. Die Handlung konzentiert sich hier vor allem auf die familiäre Darstellung der kleinen Schicksalsgemeinschaft und die Abgründe die sich dahinter verbergen. Die fantasitsche Atmosphäre des ersten Teils ist hier nicht mehr zu spüren. Mehr als gelgegentliche Erinnerungen der kleinen Sión verbindet die beiden Teile über eine lange Strecke nicht. Die einzige Konstante ist das überraschende Unglück, das die Hauptpersonen der Geschichte immer dann ereilt, wenn sie gerade ihr größtes Glück zu finden geglaubt haben. Erst ganz am Ende nimmt der Roman wieder Bezug zum ersten Teil und endet mit einer ungeahnten und interessanten Wendung.