Viel Brasilien und wenig Paris, da hatte ich andere Erwartungen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
dieamara Avatar

Von

Dieses Buch ist für mich ein klarer Fall von falschen Erwartungen. Denn die kleine Sión und ihr Umzug nach Paris spielt erst im zweiten Teil des Buches überhaupt eine Rolle. Davor wird die Geschichte von ihrer Mutter und ihrem Vater erzählt. Wie sie sich kennen lernen, was ihre Mutter für eine ungewöhnliche Frau war und schließlich ihren Vater, einen Schiffbrüchigen bei sich aufnimmt. Sie ist Ärztin oder eher gesagt medizinisch bewandert durch ihren ersten Ehemann. Mit dessen Tod hat sie auch seine Arzttasche und seine Patienten geerbt. Nach einem desaströsen Schiffsunglück vor der kleinen brasilianischen Küste nimmt sie den einzigen überlebenden bei sich auf. Er erinnert sich an nichts aus seinem früheren Leben, doch er entdeckt nach einiger Zeit seine Leidenschaft für das Tischlern und Möbelherstellen. Aus der sehr zögerlichen Annäherung entsteht eine brennende Liebe und schließlich Sión. 
Nach einigen Schicksalsschlägen und einigen Fehlentscheidungen des Vaters landen Sión und er schließlich in Paris. Das Mädchen wächst sehr schnell in die Pariser Gesellschaft hinein und entdeckt nach kurzer Zeit ihre Leidenschaft für die Kunst des Puppenspiels.
Da ich mir, wie gesagt, eine Geschichte am Montmartre erhofft hatte, bin ich mit völlig anderen Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Nach etwa 70 Seiten fragte ich mich zum ersten Mal, wann denn der Pariser Teil beginnen würde. Nach 150 fand ich diese Vorgeschichte enorm lang. Nach 200 Seiten hatte ich mich damit abgefunden, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen Roman in Paris handelt.
Unabhängig von meiner eigenen Fehleinschätzung (die vom Titel und Klappentext durchaus beeinflusst worden waren!), handelt es sich bei diesem Buch um einen schönen, stimmungsvollen und durchaus unterhaltsamen Sommerroman. Die Figuren waren nicht übertrieben, sondern waren im gewissen Maße facetten- und detailreich. Leider konnte mich keine der Figuren besonders für sich einnehmen. Sympathisch waren sie nur in wenigen Situationen. 
Insgesamt konnte mich das Buch nicht vollständig überzeugen. Als leichte Sommerlektüre mit unterhaltsamer historischer Geschichte im exotischen Brasilien ist es aber zu empfehlen.