Das Mädchen

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miss marple 64 Avatar

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Ein namenloses Mädchen, sechs Jahre alt, wird jeden Tag von seinem Onkel-es weiß nicht, was dieses Wort bedeutet, in die Stadt gebracht, um dort in der Nähe des Marktes, bei Bogdan im Laden mit Essen versorgt zu werden. Jeden Tag wiederholt sich das, abends verschwindet sie, um am nächsten Morgen wieder da zu sein. Erzählen tut sie nichts. So gibt Bogdan sie als Kind einer Verwandten aus, wenn jemand fragt. Sein Nachbar, der Besitzer des Fischladens warnt ihn und empfiehlt, die Polizei zu benachrichtigen. Das Mädchen, das die Sprache nicht versteht, aber ganz genau zuhört, immer beim Wort „Polizei“ zu schreien. Hatte ihr Onkel ihr doch dieses Wort besonders beigebracht.
Eines Abends kommt ihr Onkel nicht zum vereinbarten Treffpunkt, um sie zu holen. Nun irrt sie durch die Stadt, verläuft sich, schläft in einer Mülltonne, erhält Brot und Limonade zugesteckt, bis sie sich im Eingangsbereich eines Kaffeehauses aufwärmt.
Hier endet die LP. Der Leser bleibt zurück mit den Fragen: Was ist mir ihrem Onkel passiert? Was passiert jetzt mit dem Mädchen? Die Geschichte ist mir sehr zu Herzen gegangen. Ist sie doch so aktuell wie eh und je. Die Sprache des Autors ist in ihrer Einfachheit schon wieder anspruchsvoll zu nennen. Der Erzähler, der von außen auf die Geschehnisse schaut, nimmt den Leser auf eine berührende Lesereise mit.
Das Cover ist wunderschön. Scheinbar ein Ausschnitt aus einem Gemälde, zeigt es genau dieses Mädchen, mit traurigen, aber auch erwartungsvollen Augen, die bestimmt bereits mehr gesehen haben, als ein sechsjähriges Mädchen eigentlich sehen sollte.