im Kaffeehaus gefunden

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mirabell Avatar

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Bogdan ist ein absoluter Gutmensch, um das Unwort des vergangenen Jahres ohne jegliche negative Konnotation zu verwenden. Er gibt dem fremden, der Landessprache nicht mächtigen Mädchen, das bei dem Wort „Polizei“ wie wild zu schreien anfängt, nicht nur täglich Mahlzeiten, sondern beherbergt sie auch tagsüber und kümmert sich um ihr Wohlbefinden. Und nicht nur er, der ein Geschäft am Markt des Ortes betreibt, kümmert sich geradezu rührend aber unaufdringlich, sondern auch der Fischhändler unterstützt das Mädchen z.B. mit Kleiderspenden für den kalten Winter. Gutmütig und mitfühlend erscheinen diese beiden in der Erzählung, die in schnellen, einfachen Sätzen geschrieben, und ohne groß detaillierte Beschreibungen die Situation des kleinen Mädchens nachfühlen lässt, die plötzlich nicht mehr zu ihrem Schlafplatz zurückfindet, da ihr „Onkel“ sie an einem Abend nicht mehr an der verabredeten Stelle abholt. Ist ihm etwas passiert? Geschah dies absichtsvoll? Das fragile Konstrukt aus den wenigen vagen Beziehungen, die das Mädchen knüpfen konnte, bricht damit vollkommen zusammen. Sie verirrt sich in der ihr unbekannten Stadt und auch Bogdans Laden findet sie nicht mehr wieder. Allein in einer fremden Stadt, ohne Sprachkenntnisse, mit wenig Erfahrung wird sie sich nun durchschlagen müssen. Eine Geschichte, die ein Einzelschicksal zu zeigen scheint, das in heutigen Zeiten auch hier in Europa leider wahrscheinlich gar kein so singuläres mehr ist.