Kulleraugen stimmen traurig

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amadea Avatar

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Seit Monaten sind große traurige Kinderaugen allgegenwärtig...Im Fernsehen, in den Zeitungen. Sie berühren Herz und Seele...

Nun also packt einer der renommiertesten österreichischen Autoren dieses Thema an. Auch in seinem Roman werden traurige Kinderaugen zur - kalkulierten - Projektionsfläche. Cover und Klappentext allein lassen schon in etwa ahnen, was auf uns zukommt. Die Geschichte von einem kleinen Mädchen ohne Herkunft und zweifelhafter Zukunft. Ein Schicksal, das niemanden kalt lässt.

Über den Inhalt an sich brauche ich, denke ich, nicht schreiben. Das wurde schon ausreichend getan.

Zu meinem persönlichen Eindruck: Die Geschichte ist zweifelsohne lesenswert. Köhlmeiers Schreibstil gewohnt angenehm mit einprägsamem Sprachbild für dieses entwurzelte Kind, das allein auf sich gestellt durch eine ihm völlig fremde Welt stolpert. Der knappe prägnante Erzählstil ist geschickt gewählt. Was sich bereits nach wenigen Seiten einstellt, ist der Sog der Handlung. Sensibel und achtungsvoll werden die Nöte beschrieben, die auf den Schulter der sechsjährigen "Yiza" lasten, von der bislang so gut wie nichts bekannt ist.

Viele Fragen brennen dem Leser auf der Zunge. Wo kommt das Kind überhaupt her? Der Grund ihrer Flucht liegt ebenso im Dunklen wie ihr Zuhause. Wir kennen nicht mal den Namen von diesem "Menschenbündel". Wissen nichts über ihre Eltern. Ist der angebliche Onkel tatsächlich ein Verwandter oder gar selbst ein Flüchtling, der "Yiza" nur unter seine Fittiche genommen hat? Fällt dieser "Stöpsel" niemanden im Großstadtdschungel auf? Keiner, der sich was denkt? Findet sie Halt und Zuflucht, Wärme und Geborgenheit? Noch liegt alles im Nebel... Gerne möchte ich erfahren, wie es mit dem armen Geschöpf weitergeht.