Sehr berührend

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annajo Avatar

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Irgendwo in einer fremden Stadt erhält ein kleines Mädchen von seinem "Onkel" Anweisungen. Es soll sich vor einem Lebensmittelladen einfinden und von dessen Besitzer durchfüttern lassen. Abends wird es vom Onkel wieder abgeholt. Bis der Onkel eines Tages plötzlich nicht auftaucht. Nun ist das Kind auf sich allein gestellt und irrt durch die Stadt. Auf der Suche nach dem Onkel. Und bald schon auf der Suche nach Wärme und Nahrung.

Trotz des eher distanzierten und sachlichen Stils hat mich diese Leseprobe sofort gepackt und berührt. Das kleine Mädchen versteht die Anweisungen und Absichten der Erwachsenen nicht, ist aber überzeugt, dass sie gut gemeint sind. Nur wenn jemand "Polizei" sagt, fängt sie an zu schreien. Doch warum? Was hat es mit dem Onkel auf sich? Hat er das Mädchen wirklich ausgesetzt? Und wie geht es nun mit dem Kind weiter, wo es sich in der Stadt verlaufen hat. Es ist noch völlig unklar, in welche Richtung die Geschichte geht, aber der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Wie es dem Autor gelingt, das im Müll wühlen poetisch und hoffnungsvoll zu umschreiben, hat mich beeindruckt. Und das Ende der Leseprobe hat mich schon fast zu Tränen gerührt, wenn man bedenkt, wie sich ein so junges Kind allein durchschlagen muss. Die Leseprobe selbst klingt nach einer Sozialkritik oder zumindest einer Geschichte, die einem das Leben der Ärmsten nahebringen soll. Es wirkt somit wie ernste und anspruchsvolle Lektüre.