Allein

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eeyorele Avatar

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Inhalt
Irgendwo in einer großen Stadt, in Westeuropa. Ein kleines Mädchen kommt auf den Markt, hat Hunger. Sie versteht kein Wort der Sprache, die man hier spricht. Doch wenn jemand „Polizei“ sagt, beginnt sie zu schreien. Woher sie kommt? Warum sie hier ist? Wie sie heißt? Sie weiß es nicht. Yiza, sagt sie, also heißt sie von nun an Yiza. Als Yiza zwei Jungen trifft, die genauso alleine sind wie sie, tut sie sich mit ihnen zusammen. Sie kommen ins Heim und fliehen; sie brechen ein in ein leeres Haus, aber sie werden entdeckt. Michael Köhlmeier erzählt von einem Leben am Rande und von der kindlichen Kraft des Überlebens – ein Roman, dessen Faszination man sich nicht entziehen kann.

Meinung
Das Mädchen mit dem Fingerhut ist eine sehr berührende Geschichte, die gerade durch ihre Einfachheit und Nüchternheit im Schreibstil überzeugt. Die Protagonisten der Geschichte sind dem Leser nur von außen bekannt. Und trotzdem fühlt man eine Verbindung zu ihnen. Zu der Kleinen, dem Großen und dem Freund, wie Yiza und die beiden Jungen mit denen sie aus dem Heim davonläuft meistens heißen. Der Kleine, der Große und der Freund.
In der Interaktion zwischen den beiden verdeutlichen sich die Probleme kultureller und sprachlicher Unterschiede, wenn nur einer beide versteht und zwei sich nur durch den einen verständigen können. Und trotzdem gelingt es auch Yiza und Arian (dem Freund) einander zu verstehen, wenn es darauf ankommt. So zeigt sich, dass auch größte Unterschiede durch zu Beginn kleinste Gemeinsamkeiten aufgehoben werden können. Und das auch schon, wenn man als Kind in einer Welt groß zu werden scheint, in der man keinen eigenen Platz hat und gar nicht so genau weiß wo man hingehört.
Die Geschichte erzählt auch von Organisationen und Menschen die helfen wollen - aus was für Motiven auch immer. Doch nicht jede Hilfe hat den gewünschten Effekt und nicht jede Hilfe ist wirklich das, was gebraucht wird. Es wird aufgezeigt, wie überfordert diejenigen sind, die eigentlich entscheiden müssten was zu tun ist und das Menschen, die ein ähnliches Schicksal erleben sich doch irgendwie nahe sind und einander besser verstehen und helfen können, als es vielleicht Menschen könnten, die es gerne würden.
Das Ende des Buches ist eigen. Und es ist nicht meins, daher gebe ich einen Stern weniger, obwohl ich denke, dass es mir vielleicht nur nicht gefällt, weil ich mir wünschen würde das es anders wäre, aber irgendwie weiß, dass es oft so endet wie hier beschrieben.


Fazit
Michael Köhlmeier erzählt von einem einsamen Kind in einer fremden Stadt. Eine Situation, mit der wir hier in Deutschland in Zeiten der Flüchtlingskrise täglich konfrontiert sind. Und er erzählt von diesem Kind so wunderschön und doch so schlicht, dass man sich vorstellen kann wie es ist, ohne daran zu zerbrechen. Ein sehr empfehlenswertes Buch, dass fasziniert und Nach - und (hoffentlich auch teilweise) Umdenken anregt.