kühl und sachlich

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wusl Avatar

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Ich kannte noch kein Buch des Autors Michael Köhlmeier. Aber der Titel "Das Mädchen mit dem Fingerhut" und die Inhaltsangabe hatten mich doch neugierig gemacht. Der Anfang des Buches hat mich auf ungewöhnliche Weise berührt. In einem sehr reduzierten und sachlichen Erzählstil wird von einem kleinen Mädchen erzählt. Es hat scheinbar seine Familie verloren und ist in einer fremden Stadt, ja wohl einem fremden Land mit einer Sprache, die es nicht versteht. Verloren und einsam. Ein namenloser Mann den sie Onkel nennt, gibt ihrem Leben einen Rahmen, aber ohne ihr wirklich Halt und Wärme zu geben aber doch so viel, dass sie nicht mehr weiter weiß, als der Mann eines Tages nicht mehr zurückkommt und sie wie sonst abholt. Beklommen habe ich verfolgt, wie sie wieder allein gelassen ist und wie sie in ein Kinderheim kommt. Schließlich zieht sie mit zwei anderen elternlosen Jungen umher.

Was am Anfang noch sehr interessant auf mich wirkte, der Schreibstil, der sparsam an Worten und Emotionen ist, wurde zunehmend anstrengend, da man eigentlich nichts über die Personen erfährt. Nur aus Gefühlen und Dialogen kann man ja einen Menschen wirklich zuordnen. Ich denke, es war beabsichtigt, dass hier keine Nähe aufkommen soll. Die Kinder bleiben einem fremd und auch umgekehrt finden die Verlorenen keinen Anschluss in der neuen Welt. Das Flüchtlingsthema wird hier zwar aufgegriffen aber meiner Ansicht nach bleibt das Buch an der Oberfläche, da man keine wirkliche Empathie aufbauen kann und einen deshalb das Schicksal des Mädchens nicht so viel berührt. Außerdem gibt es keine Lösungsmöglichkeiten und dadurch entsteht ein bitterer Nachgeschmack, der sicherlich auch so gewollt war, der mich aber ratlos und unzufrieden zurückgelassen hat. Dieses Buch war leider nicht meins.

Für die wenigen Seiten finde ich es ehrlich gesagt auch etwas teuer.