Wirkt an vielen Stellen nicht auserzählt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
marcello Avatar

Von

"Das Mädchen mit den Engelshänden" handelt von Johanna, die seit ihrer Kindheit mittels einer Berührung den Tod von Menschen voraussehen kann. Auf diese Weise hat sie schon ihre Eltern sterben sehen. Seitdem meidet sie jegliche Berührungen und somit auch menschliche Kontakte. Erst als sie Carla kennen lernt, überdenkt sie diesen Grundsatz. Doch auch Carla sieht Johanna nach einer Berührung sterben. Johanna kann diese Schuld nicht länger ertragen und begeht Selbstmord. Sie gelangt in eine Zwischenwelt, wo sie dem Todesengel Than begegnet, der ihr anbietet ebenfalls Todesenegel zu werden. Johanna nimmt das Angebot an und gerät in eine Welt von Intrigen, Entscheidungen und voller Liebe.
Zu diesem Buch fällt es mir schwer, eine Rezension zu schreiben, aber ich versuche mal all meine Gedanken so zu formulieren, dass sie nachollziehbar sind. Die Grundidee ist auf jeden Fall sehr interessant und diese Meinung habe ich auch bis zum Ende vertreten. Vielen Nebeneffekte, die Charaktere und der Stil wiesen aber Mängel auf. Bereits in der Leseprobe habe ich darauf hingewiesen, dass ich den Prolog wirklich sehr schlecht gewählt finde. Zu diesem Zeitpunkt lag es daran, dass er keinerlei Spannungselemente enthielt und deswegen kein Catcher war, der den Leser bei der Stange hält. Nach der Beendigung des Romans erschließt sich mir aber noch nicht mal der Sinn. Natürlich wurde dadurch thematisch vieles eingeführt, aber dann doch besser gleich mit Kapitel 1 beschriften, dann erwartet man als Leser auch keine Hochspannung. Zu den Charakteren: mit Johanna wurde ich bereist in der Leseprobe nicht richtig warm, aber das hat sich doch etwas gelegt. Sie ist keine Figur, bei der man mitgerissen wird, aber ihr Nervfaktor hatte sich irgendwann auch erledigt. Die restlichen Figuren sind auf einem ähnlichen Niveau, letztlich scheitern sie aber alle an der Erzählweise. Leider, leider, hatte ich immer wieder das Gefühl, dass viel zu schnell erzählt wird, beziehungsweise, dass viele entscheidene Szenen nicht komplett ausgearbeitet wirkten. So hätte man noch viel mehr über Than, Lilith und auch Carla erfahren können. Auch die Grundidee mit den Todesengel hätte man noch besser erläutern können, warum ausgerechnet Johannas Begabung so wertvoll für die Todesengel ist (warum gibt man sie dann am Ende doch recht freiwillig wieder auf?) und auch der moralische Zwiespalt, in der man als Todesengel steckt. So hat mir stets das letzte bisschen gefehlt, damit mir die Geschichte und auch die Figuren ans Herz wachsen konnten. Insgesamt gesehen hat "Das Mädchen mit den Engelshänden" aber einen würdevollen Schluss gefunden (dass war nämlich meine große Sorge: wie mag diese Geschichte wohl enden?), der die Geschichte für mich definitiv abrundet. Daher würde ich diesen Jugendroman grundsätzlich immer weiterempfehlen, weil man durchaus ein Lesevergnügen hat, wenn auch ein recht kurzes. Würde ich aber weitere Titel von Anne Lück lesen wollen, so würde ich mir mehr ausgearbeitete Geschichten wünschen. Das Potential ist definitiv da, jetzt muss es nur noch ausgeschöpft werden und dann wäre ich schon recht zufrieden.