Aminas Schicksal

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Die Journalistin Nora Sand arbeitet als Auslandskorrespondentin für die dänische Zeitung Globalt. Als der berühmte iranische Dichter Manash Ishmail explizit ein Interview mit ihr wünscht, ist sie zunächst verwundert, lässt sich jedoch darauf ein. Manash ist nach seiner Flucht aus dem Iran in einem dänischen Flüchtlingslager untergekommen. Von seiner Frau Amina, von der er während der Flucht getrennt wurde, fehlt jedoch jede Spur. Eindringlich bittet der Dichter Nora, sich auf die Suche nach seiner großen Liebe zu machen. Diese stößt bei ihren Recherchen immer wieder auf eine Mauer des Schweigens und merkt schnell, dass sich niemand groß um das Schicksal der verschwundene Frau kümmert.

Das düstere, aber gleichzeitig auch fesselnde Cover ist mir direkt ins Auge gefallen. Nur der Titel „Das Meer löscht alle Spuren“ scheint mir nach der Lektüre nicht mehr zu 100% passend. Aminas Spuren verlieren sich in England und keineswegs auf dem Meer und außerdem gibt es immer wieder Hinweise und vage Vermutungen, denen Nora nachgehen kann.
Die Geschichte an sich ist spannend geschrieben, da Nora der Wahrheit Schritt für Schritt näher kommt, auch wenn ihre Ermittlungen doch den einen oder anderen schmerzhaften Rückschlag erleiden. Besonders zum Ende hin nimmt die Spannung noch einmal deutlich zu und ich wollte unbedingt wissen, wie das Ganze am Ende ausgeht und ob Amina gefunden wird.

Positiv hervorzuheben sind besonders die einzelnen Charaktere, die Lone Theils in ihrem Kriminalroman geschaffen hat. Insbesondere Manash Ishmail ist mir hierbei im Gedächtnis geblieben. Er ist ein berühmter, aber in seiner Heimat verfolgter Dichter, der sehr einfühlsam ist und alles für seine große Liebe Amina tun würde. Dass er auf der Flucht von ihr getrennt wird, ist für ihn eine unfassbare Tragödie, dementsprechend setzt er alles daran, sie wiederzufinden. Trotz allem, was ihm widerfahren ist, besitzt er eine sehr starke Persönlichkeit.
Auch in die Journalistin Nora Sand mit ihrem Drang, um jeden Preis die Wahrheit über Aminas Verschwinden aufzudecken, war mir sympathisch. Sie lässt sich bei ihren Recherchen nicht einschüchtern und steht zu ihren Prinzipien.

Der einzige kleine Kritikpunkt, den ich habe, ist am Ende ein wenig die Plausibilität der Auflösung. Diese wirkt teilweise doch recht abenteuerlich und etwas konstruiert und mir stellte sich die Frage, ob dies alles in einem Land wie England tatsächlich möglich wäre.
Alles in allem ist „Das Meer löscht alle Spuren“ ein fesselnder und bedrückender Krimi über ein sehr aktuelles Thema, der von mir 4 von 5 Sternen erhält.