Gestrandet in der Zukunft

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anneteekanne Avatar

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In der Gegenwart wird ein Ministerium der Zeit gegründet, da kurz zuvor ein britisches Ministerium eine Zeitmaschine in die Finger bekommen hat. Damit werden historische Personen/ Persönlichkeiten aus ihrer Zeit "gerettet", da sie sonst gestorben wären. Diese Personen werden Expats (Auswanderer) genannt. Jeder hat eine Brücke, also eine Bezugsperson für die Eingewöhnung in die heutige Zeit. Warum man gerade Graham Gore (1847), Commander Thomas Cardingham (1645), Margaret Kemble (1665), Arthur Reginald-Smyth (1916) und Anne Spencer (1793) gerettet wurden, außer, weil man es konnte und was der weitere Plan des Ministeriums für diese Personen ist, bleibt weitestgehend geheim.

Der Roman von Kaliane Bradley stand seit letztem Sommer auf meiner Lesewunsch-Liste und ich habe der Übersetzung entgegengefiebert.
Der Ansatz klang nach ein bisschen Sci-Fi und ganz viel "wie findet man sich in dieser heutigen Zeit zurecht". Und natürlich ein bisschen Geschichte über die Expedition der Terror und der Erebus, das war einfach faszinierend.
Der Beginn war vielversprechend, Gore und seine Brücke (ich weiß nicht, wie ich die Ich-Erzählerin nennen soll) werfen sich sprachlich die Bälle zu und es amüsant. Gore ist wissbegierig und experimentierfreudig und ich hatte die Hoffnung, dass sich das durch den ganzen Roman zieht. Aber dann es kam die Liebesgeschichte dazu, das Spionage/Maulwurf Thema und zu guter Letzt das Zeitreisedrama. Das war zermürbend und irgendwie wusste ich nie genau, wo die Geschichte hingehen soll. Es war nicht langweilig, aber mit alledem wirkte der Roman, als wüsste er nicht, was er wirklich wollte oder als wollte er in allen Bereichen glänzen und tat es doch nicht, weil die Themen alle nur angekratzt wurden.
Die Protagonistin (ich) und die Expats waren gut angelegte Charaktere. Als die Expats am Anfang immer mit ihren Jahreszahlen angesprochen wurden, hatte ich Schwierigkeiten sie zu unterscheiden (deshalb die Liste oben), aber im fortschreitenden Verlauf des Romans wurden die Namen benutzt und es fiel mir leichter. Aber das Zwischen-den-Zeilen-lesen bei manchen Gesprächen zwischen der Brücke und Adela war anstrengend.
Und der gänzlich schlimmste Punkt war für mich, dass die Protagonisten keinen Namen hatte. Nicht einmal wurde dieser genannt, alles bliebt auf Distanz und das verursachte ein komisches Gefühl.

Fazit: Hatte positive Erwartungen, war aber thematisch einfach zu viel.