Very british

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naoise179 Avatar

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Schon das Cover mit Herrenhaus und Rolls Royce verrät, wo die Reise hingeht: nach Großbritannien. Auch die Ausstattung des Buchs ist sehr schön – geprägte Schrift, Klappeinband mit liebevoll gestaltetem Intro vorne und der Weissagung, die alles auslöst, hinten.
Was den Inhalt angeht, so erwartet den Leser ein spannender Krimi, typisch britisch mit einem Panoptikum an schrägen Charakteren und einer interessanten Geschichte, der stellenweise ein wenig an die Krimis von Anthony Horowitz erinnert.
In den 1960er Jahren wird Frances Adams von einer Wahrsagerin prophezeit, sie würde eines Tages ermordet werden. 60 Jahre später geschieht dies tatsächlich. Ihre Großnichte, die sie nie kennengelernt hat, soll, ebenso wie der Stiefneffe der Ermordeten, laut Testament den Mordfall lösen. Derjenige, dem dies als erstem gelingt, erbt alles.
Auf zwei Zeitebenen entfalten sich nun gleich zwei Kriminalfälle: das Verschwinden von Frances‘ Freundin Emily in den 60er Jahren und der Mord an Frances. Verbunden werden die beiden Fälle durch das von Tante Frances angelegte titelgebende „Mörderarchiv“ und ihr Tagebuch.
Ich habe das Buch regelrecht verschlungen – besonders die Tagebucheinträge zogen mich in ihren Bann und ließen die Charaktere plastisch und dreidimensional wirken. Nicht ganz so überzeugend, aber dennoch gut war der Teil, der in der Gegenwart spielt. Dennoch ein spannendes Whodunnit-Krimiabenteuer, bei dem man miträtseln kann, jeder Charakter eine eigene Agenda verfolgt und vieles nicht so ist, wie es scheint. Daher hält sich die Spannung bis zum Schluss. Mehr sei nicht verraten.
Die Autorin kannte ich bislang noch nicht. Dies ist wohl ihr erster Roman für Erwachsene und ein sehr gelungenes Debüt. Ein paar Schwächen seien noch angemerkt: in manchen Fällen fehlen die Anführungszeichen bei der direkten Rede und gelegentlich ist die Unmenge an Figuren und Familien ein wenig verwirrend. Außerdem ist der Autorin ein kleiner logischer Fehler unterlaufen, der allerdings dem Lesevergnügen keinen Abbruch tut, sondern nur ein wenig verwirrend ist (aber ich will hier nicht spoilern).
Dennoch klare Leseempfehlung.