Gestern-und-heute-Zusammenführung?

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laberlili Avatar

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Noch immer habe ich keinen Titel Bomanns gelesen und zu Beginn der Leseprobe war ich mir auch unsicher, ob "Das Mohnblütenjahr" ein Roman für mich wäre, da die schwangere Ich-Erzählerin mir zu weinerlich, zu verzweifelt, zu panisch erschien: Ich komme selbst aus einem von Herzkrankheiten geprägten Umfeld, in denen man bewusst mit seinen Erkrankungen umgeht, ohne diese in den absoluten Fokus zu stellen, und ja, der Erzählerin fehlt diese Erfahrung ganz offensichtlich völlig, aber mich ärgert es immer, wenn ein festgestellter Herzfehler (und in diesem Fall ist es zunächst noch gar nicht gänzlich abgesichert, dass das ungeborene Kind tatsächlich einen Herzfehler hat) quasi gleich wie ein sicheres Todesurteil behandelt wird. Auch in diesem Fall nervte mich die Angst der Erzählerin zunächst, auch, dass sie nicht zumindest ein klitzekleines bisschen optimistisch zu sein versuchte, sondern sich sofort ihre Wohnung weiterhin kinderlos ausmalte.
Die Tatsache, dass sie trotz eines definitiv nicht vorhandenen Kinderwunschs ihres damaligen Partners die Pille eigenmächtig abgesetzt hat, machte sie mir auch nicht unbedingt sympathischer.

Als die Handlung dann aber zurück in die Vergangenheit sprang und die Geschichte der, wie ich vermute, Mutter der Ich-Erzählerin zu erzählen, begann mich das Buch dann doch zu interessieren: Hier zeigte sich nicht zuletzt aufgrund des Verhältnis zum Vater für mich eine klare Mehrdimensionalität und ich würde gerne erfahren, wie es dieser das vom Vater verachtete Frankreich liebenden Tochter ergangen ist und welche Verbindungen sich letztlich zum vermeintlich herzkranken Ungeborenen ziehen lassen. Und wie krank ist jenes Kind überhaupt tatsächlich?