Ergreifender Liebesroman mit tiefsinnigem geschichtlichen Hintergrund

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Nicole Schwarz ist schwanger und freut sich auf ihr Kind, auch wenn ihr langjähriger Freund sie verlassen hat, da er selbst nie Kinder haben wollte. Eine Vorsorgeuntersuchung bei ihrer Ärztin wirft Fragen auf, ob das Kind vielleicht eine Erkrankung am Herz habe. Nicole macht sich auf die Suche nach einer möglichen Erkrankung in ihrer Familie. Nie hat ihre Mutter ihr etwas über ihren Vater erzählt, doch nun endlich kann sie sich dazu durchringen. Nicole erfährt die Geschichte ihrer Mutter, ihr Aufwachsen in der Nachkriegszeit in einem eher lieblosen Elternhaus, von ihrem Jahr als Austauschlehrerin in Frankreich und ihrer großen Liebe, die leider mit diesem Jahr enden musste. Nicole ist entschlossen, dieser Geschichte noch weiter nachzugehen…
Corina Bomann baut dieses Buch auf dem geschichtlichen Hintergrund der Feindschaft zwischen Deutschen und Frankreich nach dem zweiten Weltkrieg auf: In den Altersklassen, die den Krieg erlebt haben, spiegelt sich noch die alte Feindschaft, fällt es den Menschen schwer, etwas Gutes an der anderen Nation zu lassen. Die neue Generation hingegen ist schon auf dem Weg in ein einiges Europa, zumindest teilweise, denn während ihrer Zeit in Frankreich ist Nicoles Mutter als Lehrerin mehrfach dem Hass einiger Schüler ausgesetzt. Die Autorin entwirft ein realitätsnahes Bild eines solchen Austauschaufenthaltes und verbindet sie gekonnt mit einer rührenden Liebesgeschichte, die auf dem Hintergrund dieser Feindseligkeiten jedoch keine Zukunft haben soll.
Die Handlung gliedert sich in zwei Zeitebenen, die beide parallel verlaufen, zum einen die Gegenwart, mit Nicoles banger Frage nach der Gesundheit ihres ungeborenen Kindes und ihrem eigenen Liebesleben, wie auch der Erzählungen ihrer Mutter Marianne aus ihrer Vergangenheit. Verknüpft werden diese beiden Ebenen durch die Fotos, die Marianne ihrer Tochter gibt und die jeweils der Auslöser für den nächsten Teil der Erzählung sind.
Die Geschichte ist mit leichter Hand geschrieben und liest sich deshalb äußerst flüssig, wenn auch manches etwas zu sehr ausgeführt wird. Und wie bei Bomanns anderen Romanen ist auch dieses Buch recht vorhersehbar, denn natürlich ist am Schluss alles eitel Sonnenschein, alle Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf. Man könnte natürlich etwas boshaft fragen, warum soviel Zeit vergehen musste, denn die Lösung lag ja schon vorher auf der Hand – aber das tut man nicht, wenn man dieses Genre mag.
Ich bin selbst eher zweigespalten, denn das ist nun mein drittes Buch von Corina Bomann, und während ich vom ersten ganz besonders angetan war, erkenne ich nun das dahinterliegende Schema ziemlich schnell beim Lesen, und das macht die Lektüre doch äußerst vorhersehbar. Andererseits führt ihre Recherche zu ihren Büchern zu einem spannenden Geschehen, das mich beim Lesen dann doch wieder fesselt.
So kann ich das Buch jedem empfehlen, der sich für einen Liebesroman mit einer tiefsinnigen Hintergrundgeschichte interessiert.