Es ist nie zu spät für die Liebe

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jesssoul Avatar

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Nicole setzt sich über den nicht vorhandenen Kinderwunsch ihres Freundes David hinweg und beendet die Pilleneinnahme. Als sie dann schwanger wird, verlässt David sie kurzerhand. Bei einer Routineuntersuchung stellt ihre Gynäkologin fest, dass das Kind womöglich an einem Herzfehler leidet und bittet sie, sich in ihrer Familie umzuhören, ob dieser vererbbare Fehler schon bei einem ihrer Vorfahren aufgetreten ist. Doch dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn ihre Mutter ist absolut nicht bereit, über Nicoles unbekannten Vater zu sprechen. Aber Nicole lässt nicht locken und schafft es irgendwann, Licht ins Dunkel zu bringen. Was sie dann erfährt, ist eine tragische Geschichte über eine ungelebte Liebe, unausgesprochene Worte und die enorme Macht unserer Vergangenheit und Erziehung, denn ihre Mutter ging damals als Austauschlehrerin nach Frankreich, wo sie nicht nur die Liebe entdeckte, sondern auch Feindseligkeit spüren musste.

"Das Mohnblütenjahr" von Corina Bomann ist in zwei Zeitsträngen aufgebaut, zwischen denen der Leser hin- und herspringt. Die Übergänge sind sehr gut geschrieben, sodass man nie in Verwirrung gerät oder sich fragen muss, wo man gerade in der Handlung gelandet ist. Auch die Idee mit der Beschreibung von Photos aus einem Photoalbum am Anfang der Kapitel gefällt mir sehr gut. Die Charaktere sind wie immer bei Corina Bomann realitätsbezogen und detailliert ausgearbeitet, menschlich und nachvollziehbar.
Auch die historischen Abschweife fehlen nicht und werfen ein interessantes Bild auf die Nachkriegszeit in Deutschland und Frankreich, denn vorallem die ältere Generation schien damals noch nicht begriffen zu haben, dass sie sich nicht mehr als Feinde gegenüber stehen.

Alles in allem ein wie gewohnt spannendes und herzliches Lesevergnügen, bei dem aber auch die moralische Seite nicht zu kurz kommt.