Zu Gast im neuen Russland

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Zwei Jahre dauerte, bis „Das Moskau-Komplott“ aus der Gabriel-Allon-Reihe des Autoren Daniel Silva von Reiner Pfleiderer ins Deutsche übertragen wurde – und das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt!

 

Das Geschehen nimmt im edlen Winterskiort Courchevel seinen Ausgang, wo ein russischer Reporter brutal getötet wird. Dessen Chef Boris Ostrowskij wendet sich in seiner Verzweiflung an den israelischen Geheimagenten Gabriel Allon, der ihm bei seiner Recherche helfen soll – doch trotz Überwachung durch den israelischen Geheimdienst misslingt eine Kontaktaufnahme im Petersdom in Rom und Boris Ostrowskij stirbt in den Händen von Gabriel Allon. Dieser schwört nun, die Hintermänner der Verbrechen zur Strecke zu bringen und bricht dafür mit seinem aus den Vorgängerbänden bekannten Team Richtung Russland auf und stößt bald auf die Spur eines sagenumwobenen Milliardärs namens Iwan Charkow, der seine Finger im Spiel zu haben scheint. Offenbar verdingt sich dieser als Waffenhändler, der an terroristische Organisationen brandgefährliche Waffen verkauft hat. Nach einer unsanften Begegnung mit ehemaligen russischen Milizionären muss Gabriel die Erfahrung machen, dass Russland sich zwar äußerlich modernisiert hat, doch im Hintergrund immer noch die selben alten Mächte an den Strippen ziehen...

Der ehemalige CNN Reporter Daniel Silva entführt uns mit diesem Buch abermals in eine Welt, die uns zwar durch die Medien nahe scheint, doch die trotz allem Scheins immer noch ein Hort von Unterdrückung und Klüngelwirtschaft ist: Er zeichnet das Bild eines bis ins tiefste hinein verkommenen Staates, bei dem es schon das Leben kosten kann, nur über die nicht vom Kreml abgesegnete Wahrheit über die wahren Zustände im Land zu berichten und für Demokratie und Menschenrechte einzutreten. Das das Buch mitnichten auf übertriebener Darstellung und frei erfundenen Fakten basiert, zeigt das Nachwort des Autoren, in dem Silva auf die Mordfälle Anna Politowskaja und Alexander Litwinienko verweist, die ähnliche wie im Buch beschriebene Tode starben, ohne dass man sich sonderlich um die Aufklärung der Verbrechen kümmerte.

Angenehm beim Moskau-Komplott fällt auch die leichte Schreibe Daniel Silvas auf, mit der er die gefährliche Spionageaktionen Gabriel Allons schildert und den Versuch beschreibt, dem skrupellosen Milliardär Charkow beizukommen. Eher kurz gehaltene Kapitel steigern die Lesbarkeit und mir kam es stellenweise so vor, als würde ein Sequel des Streifens „München“ vor meinem geistigen Auge ablaufen. Er entführt uns in die Welt der Geheimdienste und gerade die Welt der Israelis gibt diesem Thriller einen exotischen und fruchtbaren Touch, wobei ein klein wenig mehr Action und Spannung dem Buch auch nicht geschadet hätten. Insgesamt aber spannend und einmal ein etwas anderer Schauplatz und ein Agent mit Kultcharakter!

 

Fazit: Ein aktueller Thriller aus einem Land, das immer noch mit den Schatten der Vergangenheit zu kämpfen hat. Wer elegante Spionageromane im Stile John Le Carrés mag, der sollte sich bei Daniel Silva und seinem Moskau-Komplott richtig aufgehoben wissen.

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)