Brandaktuell mit kritischen Tönen

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xirxe Avatar

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Georg Dengler, ehemaliger BKA-Beamter, wird von seinem früheren Arbeitgeber gebeten, sich mit dem Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 zu beschäftigen, ohne jedoch zu wissen, welcher Grund dahinter steckt. Er entscheidet sich dafür, da dieser Auftrag gute Bezahlung verspricht und fast nur aus Schreibtischarbeit zu bestehen scheint - Untersuchung nach Aktenlage. Daneben gibt es noch einen weiteren Grund, den er jedoch nicht in Worte fassen kann: Fühlt er sich noch immer als Polizist?

Charlotte, Parlamentarische Staatssekretärin, ist die Hauptperson des zweiten Kapitels. Ein gewöhnlicher Arbeitstag liegt vor ihr: 6:30 Uhr Live-Radiointerview, 9 Uhr Frühstück mit verdi, anschließend Innenausschuß, nachmittags Einweihung eines neuen Olympiastützpunktes im Osten, 6 Std. Fahrzeit hin und zurück. Erschöpft durch diesen Terminplan und die Tage zuvor nimmt sie eine schonungslose Bestandsaufnahme ihres Lebens vor: _...eine Sprechpuppe. Kein Privatleben. Keine eigene Meinung. Keine Aufmerksamkeit. Kein Freiraum. Das war ihr Leben...._ Und schon ist es Zeit für das Radiointerview.

Bemerkenswert ist der Bezug auf jüngste gesellschaftliche Ereignisse in Deutschland (Wann beendete der Autor das Manuskript? Wird ein Buch innerhalb vier Wochen fertig gedruckt?). Obwohl in der Leseprobe keine Anhaltspunkte auftauchen, in welche Richtung sich dieser Fall weiter entwickelt, wird durch diese hohe Aktualität Spannung aufgebaut: Oben gegen unten, Konzern gegen Arbeitnehmer, Staat gegen die Ärmsten - _...was geschehen müsse, damit die Menschen auf die Barrikaden gingen. Aber es gab keine Barrikaden. Noch nicht._

Dadurch bleiben genug Fragen nach dieser Leseprobe: Geht es weiter in diese Richtung? Wann und weshalb treffen Dengler und die voller Selbstzweifel grübelnde Charlotte aufeinander? Gibt es Pasolinis Italien auch in Deutschland? Alles in allem: Macht Lust auf mehr.