Fiktion trifft Wirklichkeit

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waldeule Avatar

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Spannend beginnt dieses Buch - im Prolog wird durch Zitate von Opfern und Zeugen des vergangenen Anschlags sofort ein Bezug zum Thema hergestellt. Die einzelnen Gedanken, an die sich Hauptperson Dengler erinnert, passen so gar nicht in das heutige friedliche Bild des Anschlagortes, durch das Dengler dabei schlendert. Diese beiden Zeitebenen, verbunden durch den gleichen Ort, haben mir sehr gut gefallen. Zum einen ist der Leser sofort mitten in der Geschichte und bekommt ein Bild des gewalttäten Anschlags vermittelt, zum anderen hilft die beschriebene Normalität der Jetztzeit über die Brutallität hinweg. Mich haben die Aussagen sehr betroffen gemacht, vor allem mit dem Gedanken im Hintergrund, dass es sich bei dem Anschlag nicht um eine erfundene Geschichte, sondern um ein tatsächlich stattgefundenes Attentat handelt.

Ich bin gespannt, inwieweit die Realität die Fiktion dieses Buch beeinflusst und was sich der Autor zu den Hintergründen dieses Anschlags einfallen lässt. Auch das erste Kapitel des Buches beginnt ja mit der Realität - es werden verschiedene Vorkomnisse geschildert, die Deutschland in diesem Sommer beschäftigten. Der Autor hat wohl den Anspruch, nicht "nur" einen guten Krimi zu schreiben, sondern auch kritisch auf Fehlentwicklungen in der Gesellschaft hinzuweisen. Dies wird auch im Abschnitt über die namenlose Staatssekretärin deutlich. Dieses Anliegen hebt den Autor aus der Maße der Krimiautoren heraus. Ich habe bislang noch nichts von Schorlau gelesen, weiss also nicht, ob er das immer so macht. Ich werde mich aber sicher mal länger mit ihm und seinen Werken beschäftigen.

Ansonsten liest sich das Buch sehr gut. Die bisher eingeführten Personen sind sympathisch, vom Ermittler Dengler erfährt man den beruflichen Hintergrund, der ihn als ehrenwerten Ex-Polizisten kennzeichnet. Die Gefühle der Personen, vor allem der Staatssekretärin, werden sehr glaubhaft und überzeugend geschildert.

Mein Fazit: Spannende Fiktion mit wahrem Hintergrund