Moderner "historischer Roman"?

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metalpanda Avatar

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Wenn ich auch bisher kein Werk von Wolfgang Schorlau kannte, stellt sich schon nach den ersten Seiten der Leseprobe ein "vertrautes" Gefühl ein.

Zum einen liegt es daran dass sich das Geschehen in München abspielt, eine Stadt die ich gut kenne. Aber auch die aktuellen Ereignisse, die der Autor beschreibt, die jedem auf der Zunge liegen, machen das Buch so topaktuell - Finanzkrise und Piraten vor Somalia, NPD und Kündigungen mit fadenscheinigen Begründungen...

Georg Dengler soll in einem Attentat ermitteln. Nur liegt der Anschlag bereits knapp 30 Jahre zurück. Warum wird der Fall überhaupt neu aufgerollt? Und das Brisante dabei: Dengler ist ein Ex-Polizist, seit Jahren als Privatdetektiv tätig. Warum wird ausgerechnet er für die Ermittlungen von den Sicherheitsbehörden angeheuert?

Fragen, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte hoffentlich klären werden.

Der Schreibstil ist teilweise distanziert und trocken - kurze, wie abgehakte Sätze dominieren im Abschnitt, der die Gedanken der Bundestagsabgeordneten wiederspiegelt. Teilweise ist aber die Sprache nahezu ausschweifend, wie bei den Beschreibungen des Stadtlebens um Dengler herum, als er das Denkmal vor der Theresienwiese besucht. Denglers Gedanken sprengen aber diese Großstadtidylle regelrecht - nach und nach brutale, schockierende Auszüge aus den Akten des Attentans auf dem Oktoberfest 1980.

Es wirkt auf jeden Fall nicht langweilig, wenn auch durch den Bezug zur aktuellen Welt um jeden von uns herum fast schon "alltäglich". Die vielen Fakten verleihen der Leseprobe authentischen Eindruck, machen den Roman zu einem "historischen" Werk der modernen Zeit.