Überraschend und politisch

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Wolfgang Schorlau hat mit dem ehemaligen Polizisten Dengler eine Figur erschaffen die uns erfreulich im Realtstil an unsere eigene politische Lage heranführt und das im Kriminalromanstil. Klasse!

Das München Komplott ist nicht nur spannend aufgebaut, sondern gibt Tatsachen her, die wir durchs Lesen dieses Buches wohl weniger schnell vergessen, als durch einen Zeitungsartikel. Schon im Prolog werden wir in die Recherche von Dengler eingeführt. Neben Szenen eines Sonnentages plötzliche Gedankeneinbrüche Denglers, die in ihrer nackten Realität die Ereignisse auf den Münchner Festwiesen im Sept. 1980 einlegen. Das größte Attentat in der Geschichte der BRD ist zwar schon 30 Jahre her, aber Dengler, selbst ehemaliger Zielfahnder des BKA, jetzt aufrechter Privatermittler vom Bundeskriminalamt, bekommt den Auftrag noch einmal die Ereignisse von damals zu überprüfen. Seine Freunde, ein Maler, ein Journalist und ein Nachbar werden uns vorgestellt. Sie werden sicher im Laufe der Geschichte noch so einiges zu Denglers Forschung beitragen. Auch lernen wir die Staatssekretärin von Schmoltke kennen, die sich selbst als Sprechpuppe bezeichnet.

 

Dies ist schon Denglers 5. Fall. Wolfgang Schorlau ist nicht so populär wie so mancher amerikanische Schriftsteller. Die eigene Lesephantasie fällt bei ihm auf jeden Fall auf den Boden der realen Tatsachen, gemildert durch ein Attentat, das zwar 30 Jahre zurückliegt, aber dadurch so die angenehme Distanz schafft, die zum Weiterlesen auffordert.

Wie verbindet sich das zurückliegende Attentat mit heute, Was hat die „Sprechpuppe“ wirklich zu sagen?

Mit einem Pier Paolo Pasolini Zitat gerichtet an alle aufrechten Polizisten als Einleitung,läßt schon vermuten, dass Ungeklärtes , wie der Mord an Pasolini, auch hier Einzug hält und nicht nur aufrechte Polizisten zur Aufklärung auffordert. Das geht uns alle an!