Es grüßt der Überwachungsstaat

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
friedrich Avatar

Von

Der Autor Wolfgang Schorlau konfrontiert den Leser in seinem Roman "Das München-Komplott" mit einem Rückblick auf den Terror-Anschlag auf das Oktoberfest in München in 1980, bei dem zahlreiche Menschen starben und verletzt wurden. Er entwirft ein glaubhaftes Szenario eines Überwachungsstaates, der der unsrige ist.

Der Privatdetektiv Dengler wird vom BKA gebeten, den terroristischen Anschlag auf das Münchner Oktoberfest noch einmal genauer zu untersuchen. Dengler stößt auf Ungereimtheiten, aber auch auf den Widerstand des Verfassungsschutzes. Er wird bespitzelt, man versucht seine Ermittlungen zu bremsen und ihn aufzuhalten, selbst vor Mord schreckt man nicht zurück, aber Dengler verfolgt unbeirrt seinen Spuren und erkennt, der Fall führt bis in die Jetztzeit.

Mithilfe zahlreicher Erzählstränge, die den Zeitraum von 1980 bis heute umfassen und sich auf unterschiedlichste Personen beziehen, entwirft der Autor ein Puzzle, das sich allmählich zu einem außerordentlich bedrohlichen Bild verdichtet. Aufgrund des Realitätsbzuges und der Bezüge zum aktuellen politischen und gesellschaftlichen Geschehen verwischt sich für den Leser unmerklich die klare Trennung zwischen Fiktion und Realität. Am Ende bleibt man verstört zurück und fragt sich, ob wir in Deutschland tatsächlich in einem Überwachungsstaat orwellscher Ausmaße leben. Überall ist tatsächlich Big Brother und überwacht jeden Schritt, der Überwachte merkt nichts davon. Aber nicht das alleine ist das Beängstigende, viel erschreckender ist der Umstand, dass der Verfassungsschutz sich verselbstständigt und keinerlei Kontrollen mehr unterliegt. Nein, der Autor kopiert nicht "1984", er denkt das Romangeschehen nur subtil weiter.

Auch wenn Dengler am Ende erfolgreich seinen Fall löst, bleibt der Leser verunsichert zurück. So einen Krimi kenne ich nur von großen skandinavischen Namen aus den 70ern.