Ein beklemmend gelungenes Sprungbrett in die eigene Schulvergangenheit

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dariusri Avatar

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Das Buch beginnt seltsam, unwahrscheinlich und mit den Phantasmen des Protagonisten, der in der Beschreibung des Autoren so einfach und typisch für einen Heranwachsenden ist, dass ich mich sofort an meine eigene Schulzeit erinnerte. Die lebendigen Beschreibungen, die Szenerie und die wachsende Unsicherheit zwischen Realität, möglicher Phantasie oder dem Schutznarrativ eines minderjährigen Täters/Opfers/Zeugen nicht unterscheiden zu können schaffen in mir ein verwobenes Bild aus eigener Erinnerung an Orte, soziale Beziehungen und Gefühle meiner Schulzeit. Ich fühle mich diesem Jungen der unteren sozialen "Schulschicht" so nah und verbunden, dass ich mir seine klar und offen geschilderten Gefühle annehmen kann. So schafft es Nesbo mich früh an seine Figur zu binden und den Drang zum Weiterlesen zu wecken. Es ist diese erfrischend "normale" Figur - im Gegensatz zum Trend überzeichneter Protagonist*innen im Stil von Actionfilmen - deren Gedanken und Interpretationen einer (vermeintlichen) Wirklichkeit für Spannung sorgen, die mich als Leser wesentlich stärker abholt, als der nächste "einsame Wolf"-Ermittler. Ich muss einfach wissen, wie es mit Richard weiter geht!