Schizophrener Alptraum

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Mein gewählter Titel für die Rezension lässt zwar vermuten, dass ich das Buch scheußlich fand; das Gegenteil ist jedoch der Fall. Wie bei Jo Nesbø üblich, ist der Inhalt nicht so leicht ohne Teaser zu beschreiben. Ich versuche es trotzdem.

"Das Nachthaus" beginnt wie ein Jugendbuch. Es erzählt nicht nur von zwei Jugendlichen, von denen der eine den anderen zu einem Streich verleiten will. Auch der Stil ist jugendlich. Nun hat Jo bereits Kinderbücher geschrieben. Er kennt sich damit also aus. Dennoch muss man sich erst mal einlesen. Für Leser, die nur Harry Hole kennen, sicher etwas schwieriger. Aber es lohnt sich. Dieser erste, längste Teil des Buches beginnt also mit dem Ich-Erzähler Richard, von dem man keinen guten Einblick in sein Leben bekommt. Er stachelt nicht nur zu Streichen an, er mobbt auch seine Mitschüler, stielt Spielsachen und vereinzelt sich ansonsten. Doch es wird grotesk und schaurig, als bei jenem Streich der Freund scheinbar von einem Telefonhörer verschlungen wird.

Es ist natürlich klar, dass das nicht real sein kann. Dennoch ist Richard in seiner Welt davon überzeugt. Ebenso wie die anderen - seine Adoptiveltern, die Polizei, die Mitschüler - davon überzeugt sind, dass es einen Unfall gab und Richard nicht die Wahrheit sagen will, weil er sich selbst beschuldigen müsste.

Mehr will ich zum Inhalt nicht verraten. Es gibt im Anschluss noch zwei kleinere Kapitel. Zum Schluss wird alles geklärt, obwohl es bereits recht früh klar ist, dass Richard ein Trauma mit sich herumträgt, von dem er sich nicht lösen kann.

Fazit: An Jo Nesbø mag ich besonders seine Vielseitigkeit. Und die hat er mit dem "Nachthaus" erneut unter Beweis gestellt. Der Roman ist mit 283 Seiten für Jos Verhältnisse recht schmal, liest sich schnell und kurzweilig, regt aber auch zum (Mit)Denken an. Absolute Empfehlung für die kurzen, kühlen Tage.