Blutgetränkter roter Faden durch die Kunstgeschichte

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miian Avatar

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Der Kunstexperte Dr. Lennard Lomberg wird von einem ihm unbekannten Franzosen bezüglich eines Kunstwerkes kontaktiert, welches einerseits NS-Beutekunst ist und andererseits mit Lomberg zusammenhängen soll. Lomberg willigt auf ein Treffen mit dem Franzosen ein, doch dieser erscheint nicht. Sattdessen steht kurz danach das BKA vor Lombergs Tür - der Franzose verstarb noch vor dem vereinbarten Treffen, Fremdeinwirkung wird vermutet. Während das BKA offiziell ermittelt, macht sich auch Lomberg auf die Suche nach Antworten und wird in der eigenen Vergangenheit fündig...
Ich bin zwiegespalten in meiner Meinung über das Buch. Einerseits finde ich die gesamte "Upper Class", in der der Roman spielt, sehr versnobt und abgehoben. Diese Welt liegt mir sehr fern, weswegen das ganze Setting für mich teilweise schwer zu verstehen war. Auch die ganzen Absprachen in exklusiven Herren-Clubs hinter verschlossenen Türen fand ich ausgesprochen unsympathisch. Andererseits muss wohl zur Kenntnis genommen werden, dass dies auch in der Realität so stattfinden wird. Davon abgesehen fand ich die Handlungsstränge des Buchs, welche in den Jahren 1943, 1966 und 2016 spielen, sehr spannend und die Akteure auch durchaus nachvollziehbar in ihren Persönlichkeiten und ihrem Handeln. Teilweise fiel es mir schwer, nach den Sprüngen durch die Handlungsstränge nachzuvollziehen, wie die Akteure zu ihrem aktuellen Wissenstand kamen - dies wurde teilweise erst spät in der Geschichte geklärt. Andererseits wiederum blieb das Buch durch geschickte Aufteilung der Handlungsstränge bis zum Ende spannend und ich wollte es kaum aus der Hand legen. Wie nebenbei erhält man als Leser grundlegende Einblicke in die Gräueltaten der Nationalsozialisten sowie in die Schaffenszeit Picassos und der Strömung des Kubismus. Ein in Summe gelungenes Werk, welches für mich jedoch nicht ganz einfach zu lesen war.