Mehr Kunstgeschichte-Roman mit politischem Touch als spannender Krimi

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_readingraccoon_ Avatar

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Der Klappentext klang zunächst sehr spannend. Vor allem die Kombination der Bereiche Kunst und Geschichte, eingebettet in einen Kriminalfall hat mich sehr neugierig gemacht. Leider konnte mich das Buch am Ende nicht überzeugen.

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen (Vergangenheit und Gegenwart) abwechselnd erzählt. Beginnend mit der Gegenwart im Jahr 2016 und dem mysteriösen Anruf eines Herren namens Gilles Dupret, der kurz darauf ermordet aufgefunden wird. Protagonist ist hier der Kunstexperte Dr. Lennard Lomberg, der schnell in den Kreis der Tatverdächtigen aufgenommen wird. Zeitstrang 1 erzählt mithin von den Ermittlungen in dem Mordfall, aber auch wie Lennard Lomberg immer mehr über seine Familie und deren Vergangenheit erfährt, was ihm die Frage beantwortet, welche Verbindung er zu dem unbekannten Toten hatte.
Im Mittelpunkt des zweiten Erzählstrangs steht Ernst Lomberg, Lennard Lombergs Vater. Ausgangspunkt ist ein Kunstraub, der im Jahr 1943 in dem von Nazis besetzten Paris stattfindet. Es findet anschließend ein Sprung ins Jahr 1966 statt, in welchem die Leben der damals beteiligten Personen beleuchtet werden, teils mit neuen Identitäten. Das Thema Rache spielt hier eine zentrale Rolle. Ebenso werden Einblicke in die politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit gegeben.

Vom Thema her eine interessante Geschichte, dessen Umsetzung meiner Meinung nach nicht so gut gelungen ist. Ich konnte leider keine Bindung zu den Charakteren aufbauen, da sie sehr oberflächlich dargestellt wurden. Auch hat mir der Schreibstil des Autors einige Schwierigkeiten bereitet. Vor allem der Erzählstrang der Gegenwart beinhaltet sehr viel Fachjargon der Kunstszene und arbeitet mit gehobener Sprache. Teilweise kommen Zeitsprünge vor und es werden Ereignisse aus der Vergangenheit eingeschoben, um die Zusammenhänge deutlich werden zu lassen. Dialoge auf spanisch und auf französisch werden nicht übersetzt bzw. erläutert. Zudem hat sich nur sehr wenig Spannung aufgebaut. Zeitweise empfand ich das Lesen sogar als anstrengend, da immer mehr Personen und immer mehr Verstrickungen hinzukamen.

Für mich persönlich daher eher eine Enttäuschung.
Eine Empfehlung jedoch für Personen, die anspruchsvolle Romane in nüchternem Schreibstil mit einer kunstgeschichtlichen und politischen Thematik mögen und komplizierte Verstrickungen nicht scheuen :-)