Nichts für Krimifans: sehr schwierig zu lesen!

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thirteentwoseven Avatar

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Raubkunst ist ein hochaktuelles und spannendes Thema. Andreas Storm kombiniert es mit einem Kriminalfall.
Der Kunstexperte Lennard Lomberg ist, ohne es zu wissen, tief in den Fall verstrickt. Ein rätselhafter Anrufer namens Dupret behauptet, dass es zwischen dem "neunten" Gemälde und seiner Familie eine direkte Verbindung gibt. Hat Lombergs Vater, der es bis zum Generalbundesanwalt gebracht hat, etwas damit zu tun? Kurz darauf ist der Anrufer tot. Die Ermittlungen beginnen.

Was eigentlich nach einer richtig spannenden Kombi aus Kunst und Crime klingt, hat sich beim Lesen jedoch als Spannungs- und Spaßbremse herausgestellt. Storm zieht den Krimi wie eine Dokumentation auf, handiert mit verschiedenen Zeitebenen und Handlungssträngen. Bei den kurzen Kapiteln wechseln Zeit, Ort (Land) und Personen. Sehr oft steigt man zunächst wie neu in die Handlung ein und sucht z. T. sehr lange nach den Verbindungen zu dem bisher Gelesenen. Für die Handlung unbedeutende Personen rücken in den Vordergrund. Die Spannungskurve fällt.
Hinzu kommt Storms Liebe zum Detail. Viele Hintergründe aus Kunst, Kultur, Politik und Lebensart sind sehr gut recherchiert und fußen auf der Realität. Dies verstärkt den Eindruck, man lese die Dokumentation einer echten Geschichte, langweilt einen aber auch mit überkandidelten und überflüssigen Abhandlungen über Weine, Tees und Speisen einer wohlhabenden kleinen Schicht von besserverdienenden Kunstliebhabern.

Der "Ermittler" Lennard Lemberg ermittelt eigentlich gar nicht. Er ist nur verwirrt und aufgrund der familiären Vergangenheit in den Fall verstrickt. Eigentliche Ermittler sind Kriminalrätin Sina Röhm, die später Lennards Geliebte wird, und seine Tochter, die sich dem investigativen Journalismus verschrieben hat. Lennard ist außerdem keine Hauptfigur, mit der man sich identifizieren kann. Er bleibt merkwürdig unscharf und ambivalent.

Es gibt zwar spannende Passagen, wie die Geschichte des Bildes während des zweiten Weltkrieges und der intriganten Nachkriegszeit, doch insgesamt kam mir die Spannung einfach zu kurz.

Fazit: Überfrachtet, überdimensioniert, mehr Doku-haft als Krimi. Ich habe bisher kaum solange an einem Buch gelesen. Zu seinen Gunsten spricht nur, dass ich es zu Ende gelesen habe. Nur für passionierte Kunst- und Geschichtsliebhaber zu empfehlen, nicht für Krimifans!