Spannender Krimi aus der Kunstszene

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bücherfreund99 Avatar

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Ich stelle mir häufig die Frage, was ein Kriminalroman braucht, um mich anzusprechen und mich über 400 Seiten zu tragen. Da gibt es auch das Problem der fünfzigsten Seite: Wenn mich ein Buch bis dahin nicht fesselt, lege ich es meist weg.
Nicht so ‚Das neunte Gemälde‘ von Andreas Storm: Ich war bereits weit über diese magische Marke hinaus, als die Handlung richtig Fahrt aufnahm und das Buch zum Pageturner wurde. Vielleicht lag es auch an den Zutaten, der Kombination der Motive: interessante Einblicke in die Kunstgeschichte, federführend das Wirken von Picasso, Braque und Derain, das dunkle Kapitel der Raubkunst im Dritten Reich, Bezüge zur deutschen Nachkriegsgeschichte und nicht zuletzt ein mysteriöser Mordfall im Zwielicht des Kunsthandels.
Eine Vielzahl an handelnden Personen machten die Story überaus interessant, auch wenn die Gefahr besteht, dabei etwas den Überblick zu verlieren. Die Figuren sind authentisch gezeichnet, der Protagonist kommt dabei recht sympathisch herüber.
Die Hauptperson, Dr. Lennard Lomberg, ist ein renommierter Kunstsachverständiger und gerät in die Ermittlungen in dem besagten Mordfall, aber auch in die Suche nach einem Gemälde, das Pablo Picasso nachgesagt wird und das bereits im Paris der deutschen Besatzungszeit eine Rolle gespielt hat.
Die Handlung berührt auch die Geschichte von Lombergs eigener Familie und vermittelt zudem interessante Einblicke in die ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik Deutschland mit den Verstrickungen ehemaliger Akteure der NS-Zeit.
‚Das neunte Gemälde‘ ist keine leichte Krimikost auch wegen der verschiedenen Zeitebenen, die der Autor aber geschickt verwebt und die vom Leser eine andauernde, hohe Konzentration erfordern.
Andreas Storm erzählt all dies in einer angenehm rhythmisierten Sprache, die dem Leser immerwährende Aufmerksamkeit abverlangt, ihn aber mit einer überaus spannenden Handlung belohnt. Die Vielzahl der Charaktere wird vielleicht manchen Leser verwirren, zumal diese immer wieder zu unerwarteten Wendungen führt. Einzelne Kapitel beinhalten vermeidbare Längen. Abgesehen von diesen leichten Schwächen ist Andreas Storm ein spannender, detailreicher Roman gelungen, der insbesondere Leser mit Kunstaffinität begeistern wird. Der Folgeband, wieder mit Lennard Lomberg als Hauptperson, ist bereits in Arbeit. Man darf nach der Lektüre von ‚Das neunte Gemälde‘ gespannt sein.