Fantasy mit düsteren Elementen

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lesemaus_12 Avatar

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"[...] [E]r hatte sie dennoch für jemanden gehalten, der die falschen Entscheidungen getroffen hatte, der den falschen Weg eingeschlagen hatte. Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass sie diesen Weg hinabgejagt worden war." -S. 138f Leigh Bardugo

Auf dieses Buch habe ich mich schon sehr lange gefreut, denn die Autorin soll ja unglaublich gute Bücher schreiben. Dieses Buch soll auch komplett anders sein, als ihre anderen Werke und ich war gespannt, was mich erwartet wird.

Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich begeistert vom Cover war, als ich es zum ersten Mal gesehen habe, denn ich bin nicht der größte Fan von Schlangenmustern. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und muss sogar sagen, dass es mir irgendwie doch gefällt, vor allem der leicht türkise Ton, der zu schwarz übergeht, ist sehr gelungen. Das Schlangenmuster ist so auf das Buch geprägt, dass man es spüren kann, wenn man mit dem Finger drüber fährt und das kann wirklich süchtig machen. Zumindest konnte ich kaum meine Finger davon lassen.

Der Einstieg in das Buch fiel mir wirklich schwer. Nicht nur der Schreibstil ist auf einem anspruchsvollen Niveau, sondern auch die Handlung ist nicht unmittelbar hundertprozentig schlüssig für den Leser. Es werden bereits zu Beginn einige Studentenverbindungen genannt, die übrigens kursiv gedruckt sind, damit man sie auch jederzeit erkennt, jedoch hat man nicht sofort den kompletten Überblick über das System der Elite-Universität. Erst sehr viel später habe ich eine Übersicht über die Verbindungen am Ende des Buches gefunden. Es wäre vielleicht um einiges sinnvoller gewesen, diese an den Anfang zu setzen oder wenigstens darauf hinzuweisen, dass es solch eine Übersicht überhaupt gibt. Die Autorin arbeitet auch von Kapitel zu Kapitel mit Zeitsprüngen, was einen vor allem zu Beginn des Buches sehr verwirren und aus dem Lesefluss bringen kann. Außerdem werden auch sehr viele Namen genannt und ich habe einige Zeit gebraucht, die Namen bestimmten Personen zuzuordnen.

Auch die Magie, die in diesem Buch eine Rolle spielt, ist anders, als man normalerweise gewohnt ist. Hier geht es nämlich um düstere, dunkle Magie und nicht um verzaubernde, funkelnde. Darauf aufbauend ist die Atmosphäre dieses Buches und man hat diese bedrückende Stimmung wirklich auf allen Seiten des Buches gespürt, was ich unglaublich faszinierend fand. Normalerweise kenne ich ja nur die "helle" Seite von Magie, von dem her ist es eine gute Abwechslung, wenn mal die andere Seite gezeigt wird.

Kaum kommt Galaxy Stern, genannt Alex, neu an die Universität Yale schon passieren obskruse Dinge, unter anderem ein Mord, hinter dem weitaus mehr steckt, als es scheint. Unsere Protagonistin bekommt die Aufgabe zugeteilt der ganzen Sache auf dem Grund zu gehen und merkt relativ bald, dass es einige Leute gibt, die nicht so erfreut darüber sind. Sie lässt sich auf eine lebensgefährliche Sache ein und greift zu den ein oder anderen drastischen Maßnahmen. Alex wurde nämlich vom Haus "Lethe" angeworben, weil sie die Fähigkeit besitzt die Geister der Toten - auch genannt Graue - sehen kann ohne vorher Magie anwenden zu müssen. Diese Gabe (oder vielleicht auch Fluch?) soll bei ihren Ermittlungen zu dem Fall helfen. Man erfährt nicht wirklich viel über Alex auf den ersten Seiten, jedoch nimmt man relativ schnell wahr, dass sie eigentlich leistungstechnisch gar nicht zu Yale passt und wirklich nur wegen ihrer besonderen Fähigkeit aufgenommen wurde oder besser gesagt aufgegabelt, denn es scheint, dass sie Einiges durchmachen musste und nach den ganzen Ereignissen nicht wirklich einen Ort hat, wo sie zurückkehren kann. Die Kapitel, die dem Leser einen Einblick in die Vergangenheit gewähren, fügen sich langsam wie ein Puzzle zusammen und dadurch werden die Zusammenhänge immer klarer. Obwohl das Buch in der 3. Person erzählt wird, habe ich Alex' Gedankengänge gut nachvollziehen können, aber man verspürt immer noch eine gewisse Distanz, die es schwierig macht ihre wahre Absichte herauszufinden, was die ganze Sache doch nochmals interessanter macht. So waren neue Erkenntnisse besonders überraschend für mich.

Die Mordaufklärung ist sehr langsam fortgeschritten. Die Hinweise waren nicht immer eindeutig und wir kommen irgendwie unserem Ziel nicht automatisch näher, vor allem weil in dieser Sache auch Magie eine wichtige Rolle spielt und sich deshalb nicht alles logisch erklären lässt. Alex sammelt von Seite zu Seite zwar Hinweise, aber diese haben sich nicht zusammensetzen lassen. Ich hatte das Gefühl, dass wir nur sehr schleppend damit vorangekommen sind. Erst relativ am Ende wurde dann endlich mehr aufgedeckt. Ansonsten waren wir die meiste Zeit über nur auf den ersten Stand der Dinge. Ich hatte sowieso eher das Gefühl, dass der Fokus gar nicht auf dem Mord lag, sondern eher auf den Studenten-Verbindungen, auf der Magie und auf (mysteriösen) Geschehnissen in der Vergangenheit und Gegenwart lag. Leigh Bardugo hat es aber trotzdem geschafft, die Ereignisse so geschickt zu verknüpfen, dass am Ende doch alles Sinn ergeben hat, obwohl es nicht so schien, und sie hat manch überraschende Dinge mit eingebaut, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hätte!

Mit dem Ende war ich nicht vollends zufrieden, zumal ich noch einige Fragen hatte, die nicht beantwortet wurden und es nicht sicher war, ob diese eine bestimmte Sache sich jetzt bewahrheitet hat oder nicht. Soweit ich weiß ist dieses Buch in sich abgeschlossen, weshalb mich das Ganze so verwundert zurückgelassen hat.

Fazit:

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir zwar sehr und einige Sache waren mir nicht vollkommen einleuchtend, nichtsdestotrotz hat die Autorin es geschafft mich an die Handlung zu fesseln und zu überraschen. Das Ende hätte an vielleicht noch ein bisschen anders gestalten können, damit es wirklich anschließend wird, aber im Großen und Ganzen ist dies ein schönes Fantasy-Buch der anderen Art. Von mir gibt es 3,5 von 5 Cupcakes.