Die Magie des Juniregens

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r.e.r. Avatar

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Es ist verwunderlich, dass bei der Fülle an Krimineuerscheinungen immer noch Exemplare dabei sind, die einen in Erstaunen versetzen. In begeistertes Erstaunen, wie ich hier betonen möchte. Gabi Kreslehners "Regenmädchen" ist so ein Fall.

An einem Junimorgen wird auf der Autobahn A9 Richtung Berlin die Leiche der jungen Marie gefunden. Sie ist einem BMW Fahrer direkt vor das Auto gelaufen. "Wie ein Gespenst aus dem Nichts". Das wird Herr Bohrmann nicht müde zu erwähnen. Trotzdem müssen Franza und Felix ermitteln. Denn die Tote ist nicht einfach so zufällig auf der dicht befahrenen Straße spaziert. Irgendjemand hat sie 100 km vorher bewußtlos geschlagen, sie weitertransportiert und dann auf dem Randstreifen ausgesetzt. Die beiden Ermittler machen sich auf die Spur, was im alles verwischenden Juniregen nicht leicht ist.

Gabi Kreslehner hat eine besondere Sprache und ein besonderes Tempo. Langsam und gemütlich. Insofern passt die Assoziation zum Juniregen. Ihre Hauptermittlerin Franza ist eine ausgeglichene Frau, die sich auch einmal eine Auszeit gönnt und nicht aus der Ruhe bringen lässt. Fast beruhigend liest sich der Aufbruch zum Tatort und das Auffinden der Leiche. Poetisch und schön. Auch ihr Partner Felix ist eine sehr sympathische Figur. Sehr menschlich, seine Beichte, dass er zum vierten Male Vater wird ohne es eigentlich zu wollen.

Eingeflochten in den Text, sind kursiv gedruckte Stellen, die das Leben des Opfers kurz vor dem Verbrechen wiedergeben. So kann man parallel Ursache und Wirkung verfolgen.

Die Leseprobe hat einen guten Vorgeschmack geliefert. Auf einen Krimi der nicht so sehr auf Spannung, sondern eher auf zwischenmenschliche Töne und psychologisches Feingefühl setzt. Eine gute Mischung.