Das Regenmädchen

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linus63 Avatar

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Ein tragischer Unfall auf der A9, ein totes, junges Mädchen in einem glitzernden Ballkleid, Blut auf dem Rastplatz einhundert Meter entfernt - Franza Oberwieser und Felix Herz ermitteln ....

Von den ersten Sätzen an war ich von dieser Geschichte gefesselt und dies hielt bis zum Ende des Buches an, das ich innerhalb eines Tages gelesen habe. Nach ein paar Seiten hatte ich mich in den ungewöhnlichen Schreibstil eingefunden und ihn bis zum Ende sehr geschätzt. Kurze Kapitel mit aneinandergereihten, kurzen Sätzen vermitteln mir nicht nur sehr effizient Informationen, sondern auch sehr ansprechend - teilweise sogar poetisch - Empfindungen, Sehnsüchte und Emotionen der jeweiligen Person und bringen Tempo in die Geschichte.

Das Ermittlungsteam lerne ich im Laufe des Buches immer besser kennen und die Personen kommen sehr sympathisch bei mir an. Jede ist menschlich und noch nicht abgestumpft, hat ihre Schwächen, Empfindungen und Gedanken, die von Frau Kreslehner ausführlich beschrieben werden. So spürt man z.B. bei Kommissarin Franza Oberwieser immer wieder die Last und die Müdigkeit ihrer nicht nur körperlichen, sondern vor allem auch seelischen Belastung durch ihren Beruf, während sie ihre Ermittlungen aber gleichzeitig als Auftrag oder Sucht sieht und deshalb immer weiter macht. Die Autorin gibt jeder der Figuren im Team ihren individuellen, außergewöhnlichen, familiären Hintergrund, der während des Falls immer wieder zur Sprache kommt und um ein weiteres Stück ergänzt wird, sowie ihre charakteristischen Merkmale, auf die Belastung durch die Arbeit bei der Kripo zu reagieren. Allerdings wirkt dies bei der Kommissarin für meinen Geschmack etwas überzogen - die kaputte Ehe und ihr Verhältnis, von dem sie annimmt, dass keiner Bescheid weiß, die Sorge um ihren Sohn und immer wieder der Wechsel zwischen der toughen Kommissarin und der (mit)fühlenden Frau und Mutter.
Maire als Opfer ist ebenfalls eine sehr individuelle Persönlichkeit, von der ich im Laufe der Ermittlungen immer mehr erfahre. Als Kind missbraucht, dann weggelaufen und als sie endlich ihren Weg gefunden hat, wird sie jäh gestoppt. Beeindruckend finde ich auch die Darstellung der Folgen des Unfalls beim Fahrer des Unglückswagens, die letztendlich seine Familie in ihrer anscheinend heilen Welt zerstören.

Eine wirklich überraschende Wendung gibt es im Laufe der Ermittlungen dieses Mordfalls nicht, lediglich einige Hintergründe und damit einige Zusammenhänge waren nicht vorhersehbar. Dennoch bleibt die Spannung und das Fesselnde, teilweise durch die verknüpften Familienschicksale, aber auch durch die kursiv gedruckte Vorgeschichte Maries bzw. Parallelhandlung des Täters zur eigentlichen Ermittlung, erhalten. Besonders angenehm finde ich, dass sowohl das geflossene Blut, als auch die Anzahl der Toten überschaubar ist und trotzdem keine Langeweile beim Lesen aufkam.

Das Buch hat mir gut gefallen und ein weiteres Buch der Autorin werde ich sicher lesen.