Gefühlschaos

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buchina Avatar

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Wie in den meisten Krimis, beginnt auch dieser mit einer Leiche. Eine junge Frau wird auf der A9 angefahren. Auch wenn es erst wie ein Unfall aussieht, zeigen Blutspuren auf einem nahe gelegenen Parkplatz, dass der Fall doch komplizierter ist.

Aus diesem Grund wird auch Kommissarin Franza Oberwieser und ihr Kollege Felix Herz mit dem Fall betraut. Franza, Kurzform von Franziska ist eine selbstbewusste emanzipierte Frau, die sich durchzusetzen weiß. Sie hat einen fast erwachsenen Sohn, einen Ehemann und Geliebten. Mit diesem Familienhintergrund, entwickelt sich der Krimi eher zu einer Geschichte über eine Frau, die sich neben Beruf und Familie fragt, war das alles? Ein Ausweg ist der Geliebte, ein Abenteuer, das mehr wird und auch irgendwann Entscheidungen fordert. Neben dem komplizierten Gefühlsleben von Franza gerät der Mordfall ab und zu in den Hintergrund. Eher scheint es als möchte die Autorin zeigen, dass sich in der Ehe fast jeder betrügt, etwas deprimierend.

Der Roman ist kein typischer Krimi. Der Mordfall ist der rote Faden, um die Gefühle und Abgründe der Mitwirkenden besonders Franza aufzuzeigen. Da passt es auch sehr gut, dass ihre Familie damit mehr zu tun hat, als sie ahnt und wie wichtig die Vergangenheit ist, zum Erkennen der Einzelheiten.
Sehr gut fand ich, dass wirklich gezeigt wird, was der Fall bei wirklich allen Beteiligten auslösen kann, auch bei dem Unfallfahrer, der nicht direkt etwas mit dem Mord zu tun hat. Oft werden bei Krimis diese Nebenakteure nur erwähnt, obwohl so ein Ereignis nicht ohne Spuren zu hinterlassen, beiseitegeschoben werden kann.

Das letzte Drittel des Romans hätte für meinen Geschmack noch spannender und interessanter gestaltet werden können. Die Verstrickungen des Mordfalls bieten das an, schade. Ansonsten kann ich den Roman auch für nicht Krimifans empfehlen. Liest sich sehr gut mit prägnanten Sätzen  ohne große Abschweifungen.