Manchmal kommt es anders als man denkt…

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sikal Avatar

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...zumindest hatte sich der Fahrer des Unfallautos sich den Ausklang seines Liebeswochenendes anders vorgestellt. Nicht mit einer Toten auf der Autobahn. Nicht in den Klauen des Ermittlerduos Franza Oberwieser und Felix Herz. Nicht am Boden kauernd und zerstört.

Zart wie die Perlenschnüre am Kleid der toten Marie beschreibt die Autorin Gabi Kreslehner in ihrem Romandebüt die Umstände, die zu Maries Tod führten. Wie Fangarme verwickeln sich die Fäden bis ins Privatleben der Ermittlerin Franza – diese Erkenntnis führt sie an den Rand des Zusammenbruchs.

Ganz leise war das Leben Maries, das kommt im Laufe der Ermittlungen raus, ganz leise war auch ihr Sterben. Franza verspricht noch am Tatort in stiller Zwiesprache mit der Toten, dass sie dieses Verbrechen aufklären wird.

Die einzelnen Charaktere werden ausführlich beschrieben: Da ist zum einen Franza, deren Ehe nur noch am Papier besteht und deren Liebhaber nach Portugal schmeckt. Und ihr Kollege Felix, der bereits drei Kinder vorzuweisen hat und dessen Frau schwanger ist – mit Zwillingen. Dafür kann sie nicht kochen und seine Mutter kommt viel zu selten auf Besuch. Weiters der Assistent Arthur, der Zweifel hat ob dieser Job der richtige für ihn ist und der seiner Angebeteten nachtrauert. Auch die Mutter der Toten hat längst von ihrer Opferrolle Abstand genommen und ihre Fehler eingesehen.

Das Buch wird aus zwei Sichtweisen erzählt – einzelne Kapitel sind in normaler Schrift geschrieben, das ist die Geschichte der Ermittlung. Zwischendurch gibt es Kapitel, die kursiv geschrieben sind und die geben entweder Rückblicke oder Erzählungen von Opfer sowie Täter preis. Als Leser weiß man schneller als die Ermittler wer der Täter ist. Geschickt wird eine enorme Spannung aufgebaut, deren Kreis sich jedoch bis zum Schluss schließt.

Fazit: Nie hätte ich gedacht, dass ein Krimi unblutig sein könnte. Doch genau das ist der Autorin gelungen. Mit einer wunderbaren – manches Mal poetischen – Sprache führt sie den Leser in die tiefgehenden Hintergründe, die Marie zum Opfer machten. Und das ist nicht erst durch ihren Mörder geschehen!