Epische Highfantasy, nicht für „ebenmal zwischendurch“

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
tanpopo Avatar

Von

Will man einen Tad Williams Roman genießen benötigt man zwei Dinge – Zeit und Geduld. Zumindest bei allen seinen Romanen aus der Welt von Osten Ard. Nach längerer Pause führt er das Leben in der Welt von Osten Ard fort. Es ist nicht zwingend notwendig seine erste Reihe Das Geheimnis der großen Schwerter gelesen zu haben. Der Autor hat die Ereignisse der Reihe Der letzte König von Osten Ard gut 30 Jahre später angelegt. Aber man sollte mit dem ersten Band Die Hexenholzkrone (in zwei Bänden erschienen) beginnen, ansonsten wird die Handlung wahrscheinlich zu unverständlich und für die meisten Leser dann auch unzugänglich.

Zum Roman selber – typischer Tad Williams. Wie in allen seinen Osten-Ard Romanen beschreibt er Landschaften, Szenerien und Kulturen sehr ausführlich und bildgewandt. Seine Charaktere, selbst einige der Nebencharaktere weisen gut durchdachte Identitäten auf, so dass man als Leser in die Lage versetzt wird sich in die Motive und Motivationen dieser hinein zu denken. Prinz Morgan, ehemals eher ein Lebemann, als ein Prinz wird endlich erwachsen. Unver geht seiner Vision für die Grasländer unbeirrt nach. Und die Opfermutige Nezeru verliert den Platz in ihrer Welt. Dies sind nur drei der Protagonisten.

Handlungstechnisch geschieht recht viel auf den über 600 Seiten des Buches. Aber es ist ja auch eher schon ein Epos, wenn auch nicht in Versform.

Und hier besteht für mich der Grund, warum ich Das Reich der Grasländer 1 eigentlich nicht jedem Fantasybegeisterten empfehlen kann. Es ist wie bei Tolkien oder wenn ich etwas moderner bleiben will, wie bei R. R. Martin auch – Williams schreibt sehr komplex. Er entführt in eine super umfangreiche und detaillierte Welt. Man kann seinen Völkern und Kulturen Entlehnungen aus unserer Kulturgeschichte ansehen. Aber dadurch gibt es trotz vielfältiger Handlung, nicht eben mal „die Geschichte für nebenher“. Es benötigt eine gewisse Zeit und dazu braucht man dann auch Geduld. Aber wer dies alles hat und eine richtig schöne und bodenständige Fantasywelt erleben möchte, die sich nach einmal Lesen nicht gleich erschöpft hat, dem wird die gesamte Reihe einen wirklich schönen Lesegenuss bereiten. Der Autor schreibt nun einmal Literatur, die im Gedächtnis bleibt.

Tad Williams kommt in mein Fanregal, denn er gehört für mich zu den Klassikern der Highfantasy-Literatur.