Ein spannender Auftakt einer magischen und düsteren Geschichte.

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Inhalt: Im Land Nemija kann ein jeder Mensch einen anderen verfluchen, indem er diesen in das finstere Reich des Daemalords verwünscht. Dann kommt der Lord und holt jene Menschen zu sich in sein Reich der Schatten, wo sie bald schon zu grausamen seelenlosen Kreaturen, den Daema, werden. Auch Laires Verlobter Desmond wird Opfer solch eines Fluches – gemeinsam mit ihrer Freundin Vika und dem Paladin Jero macht Laire sich auf den Weg in das gefährliche Daemareich, um ihn zu retten. Doch die Zeit dafür ist knapp, und um rechtzeitig dort anzukommen, benötigt sie die Hilfe von Alaric, welcher sie und ihr Herz einst schändlich verraten hat.

Ich war sehr gespannt auf Jennifer Benkaus neues Buch, das in derselben Welt spielt wie bereits One True Queen. Her Wish So Dark erzählt jedoch eine eigene Geschichte und spielt im Land Nemija, das ein gutes Stück entfernt ist vom Land Lyaskye aus OTQ. Es ist nicht notwendig, OTQ vorher zu lesen (auch wenn die Autorin bereits gesagt hat, dass im zweiten Band von Das Reich der Schatten wohl Figuren aus One True Queen vorkommen werden, also …).
One True Queen hat mir damals ganz gut gefallen, auch wenn ich sagen muss, dass ich den extremen Hype nicht ganz nachvollziehen konnte, da mir bei der Geschichte doch einfach etwas gefehlt hat. Umso glücklicher bin, sagen zu können, dass mir Her Wish So Dark bereits nach weniger als der Hälfte schon deutlich besser gefallen hat! Ich finde die Grundidee interessanter und spannender, da sie für mich durch das Daemareich noch düsterer ist. Es geht direkt sehr spannend und vielversprechend los und ich wollte eigentlich immer wissen, wie es weitergeht.

Es hat mir hier gut gefallen, dass es verschiedene Personen gibt, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Laire ist natürlich ganz klar die Protagonistin, aber durch Desmond erhält man Einblicke in den Lord und Alaric ist einfach ein spannender, toller Charakter, den ich auf Anhieb mochte. Einzig die Tatsache, dass die Erzählperspektiven unterschiedlich sind, ist überhaupt nicht meins. Ich mag die Ich-Perspektive nur mäßig und präferiere es eher, wenn man denn schon die Protagonistin so schreibt, dass man dann bei den anderen Personen auch in Ich-Form bleibt, statt in einen personellen Erzähler zu wechseln (oder man schreibt halt alle drei mit einer personellen Erzählinstanz), aber das ist nur meine persönliche Vorliebe und kein Kritikpunkt an dieser Stelle.
Ich mochte auch den Schreibstil von Jennifer Benkau sehr. Meiner Meinung nach hebt er sich stilistisch und qualitativ von vielen anderen Stilen ab, die mir aktuell in dem Genre begegnen. Er ist malerisch, fantasievoll, nicht extrem einfach (manche mögen gerade das, aber ich bevorzuge etwas anspruchsvollere Stile) und vor allem nicht so extrem jugendlich gehalten, einfach nur weil die Figuren jung sind (ich mag das gar nicht, sorry). Also von meiner Seite ein Lob!

Laire war mir beim Lesen sympathisch, sie war mutig und stark, aber keineswegs perfekt, sondern hatte auch unsichere und schwache Momente, doch die machten sie nur menschlich. Sie hat mich beim Lesen jedoch immer mal wieder an Mailin aus OTQ erinnert, da hätte ich mir doch etwas mehr Abgrenzung gewünscht. Durch ihr Schicksal konnte ich gut mit ihr mitfühlen, da ich beim Lesen auch immer wieder das Gefühl hatte, dass sie das einfach nicht verdient hat.
In der Geschichte kommt in ihren Abschnitten relativ spät eine Tatsache ans Licht, die mich vermutlich mehr schockiert hätte, wenn sie nicht bereits im Teil einer anderen Figur sehr viel früher angedeutet bzw. foreshadowed worden wäre, so hatte ich diesen Aspekt schon die ganze Zeit während des Lesens im Hinterkopf – aber auch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt, da ich die Sache an sich trotzdem sehr gut fand (an der Stelle verrate ich aus Spoilergründen mal nicht mehr)!
Alaric ist für mich so ein bisschen das Highlight der Geschichte. Ich habe mich immer sehr auf seine Kapitel gefreut, da er für mich persönlich noch mehr Potenzial hat als Laire, verbunden mit seiner Vergangenheit, den Taten, zu denen er gezwungen war, und etwaiger Charakterentwicklung. Er tat mir sehr leid und obwohl ich aus Laires Sicht total verstehen konnte, warum sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, habe ich doch immer darauf gehofft, dass die Wahrheit noch ans Licht kommt und alle erfahren, warum er so ist, wie er ist. Und unabhängig davon war er auch einfach ein angenehmer Zeitgenosse, der oft für Unterhaltung gesorgt hat, auch wenn die anderen gerade zu Anfang meist genervt von ihm waren.
Auch als Love Interest gefiel er mir sehr. Während ich mit Liam aus One True Queen sowie der Beziehung von Mailin und Liam leider (!) nie so recht warmgeworden bin, konnte ich mich für Alaric viel mehr erwärmen. Durch die Kapitel aus seiner Sicht konnte man sich gut in ihn hineinversetzen und ihn besser verstehen – womöglich hätte ich mir das auch für One True Queen gewünscht, wo es leider nur die Perspektive der Protagonistin gab. Aber gut, ich möchte auch nicht zu viele Vergleiche anstellen, das führt ja zu nichts! Alaric ist jedenfalls einer meiner Lieblingscharaktere des Buches.
Allgemein möchte ich noch sagen, dass es auch meinen Geschmack getroffen hat, dass die Liebesgeschichte hier nicht einen zu großen Rahmen einnimmt. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, wenn es eine schöne Lovestory gibt, und ich mochte die von Laire und Alaric, aber oft begegne ich Romantasy-Geschichten, in denen das Verhältnis von Liebe und Fantasy gefühlt bei 70:30 liegt und das ist einfach nicht meins. Ich weiß, es handelt sich dabei nun mal um Romanctic Fantasy, aber wenn der Fantasyanteil wegen der ach so dramatischen Liebesgeschichte total in den Hintergrund gerät und am Ende super schnell gelöst wird, dann kann ich auch einfach einen New Adult Roman aufschlagen, in denen es nur Menschen mit menschlichen Problemen gibt – da New Adult aber nicht meins ist … bevorzuge ich es hier sehr, dass die Lovestory zwar ihren Raum hat, aber es doch vordergründig ums Daemareich und Desmonds Rettung geht.
Desmonds Perspektive fand ich ebenfalls interessant und spannend, da man so immer etwas mehr über den Lord und seine Burg erfahren hat – zwar nicht viel und seine Kapitel waren auch die wenigsten, aber dennoch. Trotzdem blieb Desmond im Vergleich zu Laire und Alaric relativ blass, man erfährt ein paar interessante Dinge zu ihm, aber ich habe keine Ahnung, wie es in Band 2 mit ihm weitergehen könnte, da ich dafür einfach zu wenig von ihm weiß.
Die übrigen Figuren, wie u.a. Vika und Jero, haben gut in die Geschichte gepasst, zu ihnen kann ich aber ebenfalls gar nicht so viel sagen, hoffe jedoch, noch mehr von ihnen in Band 2 zu erfahren.

Die Geschichte war sehr spannend geschrieben und wurde nie langweilig. Es gibt, wie schon andere sagten, Längen, ja, und die Reise durch das Reich des Lords hätte an der ein oder anderen Stelle vielleicht auch etwas verkürzt werden können, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es sich extrem zieht. Denn die Welt, die die Autorin geschaffen hat, ist, wie auch schon bei One True Queen, unfassbar faszinierend. Ich mag es, wie sie Magie in ihre Welten bringt und diese Magie sind einfach in allem wiederfinden kann. Zwar würde ich mir persönlich manchmal etwas mehr aktive Magie seitens der Figuren wünschen (wie z.B. das Feuer bei Alaric, das mag ich!), aber grundsätzlich erschafft Jennifer Benkau immer wieder sehr fantastische Schauplätze, die zum Träumen einladen (oder zu einem Albtraum, wie im Daemareich).
Die Kämpfe, die es gab, waren sehr spannend und ich mochte auch den Aspekt der Zeit sehr, der immer wieder vorkommt und an einer Stelle auch eine große Rolle spielt.
Was mir ebenfalls gefallen hat, ist, wie in der Geschichte mit den Vorstellungen von Gut und Böse, von Täter und Opfer gespielt wurde. Ich möchte dazu nicht zu viel verraten, um die Spannung nicht zu nehmen, aber es gibt immer wieder Momente, wo man merkt, dass man seine Vorstellungen davon, wer etwas Gutes oder Böses getan hat, neu überdenken muss – oder wo diese Vorstellungen auch einfach komplett über den Haufen geworfen werden.
Das Ende war lang ersehnt und dann leider sehr schnell vorbei. Es gab unerwartete Wendungen, mit der ein oder anderen Sache habe ich so nicht gerechnet, aber das alles lässt mich gespannt auf die Fortsetzung warten. Gerade diese eine Wendung ganz am Ende … joa, also damit habe ich wirklich absolut nicht gerechnet, ich war etwas baff und dann sauer, dass ich nun sieben Monate auf Band 2 warten muss. Es gefiel mir aber auch, denn es zeigt, dass die eigentliche Bedrohung manchmal dort liegt, wo man sie nie erwarten würde.
Und da der Klappentext von His Curse So Wild sehr interessant klingt, auch wenn er nicht viel verrät, kann ich es wirklich kaum abwarten, weiterzulesen. Ich habe persönlich kaum eine Ahnung, wie es weitergehen könnte und was Laire nun tun wird mit Blick darauf, was passiert ist … Und Alaric? Hmm, ich ahne Schlimmes.
Ich hoffe sehr, dass Band 2 mit Band 1 mithalten kann bzw. vielleicht sogar noch besser ist, denn bei OTQ fand ich den zweiten Teil damals leider schwächer. Bin aber dennoch sehr gespannt auf eventuelle Begegnungen mit Figuren von dort.

Fazit: Eine faszinierend magische Welt in einem düsteren Setting, das wir durch die Augen mehrerer interessanter Figuren kennenlernen. Es gibt eine schöne und packende Liebesgeschichte, die den Fantasyaspekten jedoch nicht die Show stiehlt. Trotz einiger Längen gerät man schnell zum packenden und unerwarteten Ende, das direkt Lust auf den zweiten Band macht. 4,5/5 Sterne.