Auch Erinnerungen gehen durch den Magen...Japanische Küche mit Herz!

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duenefi Avatar

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"Das Restaurant der verlorenen Rezepte" von Hisashi Kashiwai ist als gebundene Ausgabe mit wunderschönem Schutzumschlag beim List Verlag erschienen und umfasst 256 Seiten.

Das Restaurant “Kamogawa Shokudō” in Kyoto, das Nagare und seine Tochter Koishi betreiben, ist etwas sehr Besonderes. Denn hier wird nicht nur gekocht, sondern der Ex-Polizist und seine Tochter spüren in detektivischer Manier Rezepte auf, die ihren Klienten intensiv in Erinnerung geblieben sind und die sie unbedingt noch einmal essen möchten.
Koishi nimmt die Kundenerinnerungen und -wünsche auf, Nagare spürt ihnen nach und bereitet das gewünnschte Gericht dann zu.

Hisashi Kashiwai hat einen schönen ruhigen, unaufgeregten Schreibstil, der mich direkt mitgenommen hat in das kleine, unscheinbare Restaurant, dessen einzige Werbung eine einzeilige Anzeige im Gormet Insider ist. Dort sind jedoch keinerlei Kontaktdaten enthalten, so dass tatsächlich nur diejenigen das Kleinod finden, die es wirklich benötigen.
Seine Charaktere hat der Autor liebevoll und vielfältig angelegt und es hat Spaß gemacht, die unterschiedlichen Personen kennenzulernen.

Die Beschreibungen der zubereiteten Gerichte sind für mich als Europäer exotisch und spannend, dazu kommt eine sinnliche Komponente und vor allem macht der Autor vortrefflich, wenn auch auf dezente und ... Weise klar, in welch wichtiger Beziehung Wahrnehmung (Geist) und Genuss (Körper) zueinander liegen. Die Verknüpfungen und Gründe sind vielfältig und faszinierend, die einzelnen Geschichten warm und menschlich, und das hat mir auch wirklich gut gefallen.

Die Grundidee zum Roman finde ich absulot klasse, das Buch ist an sich schön und anrührend, Vieles spielt sich auch zwischen den Zeilen ab, wunderbar - aber...!

...enttäuschend finde ich higegen leider den Verlauf des Geschehens. Es handelt sich eher um eine Aneinanderreihung von Episoden / Kurzgeschichten, die jeweils in sich abgeschlossen sind, als um einen klassischen Roman. Dreh- und Angelpunkt ist jeweils das verlorene Rezept, dem Nagare und Koishi nachspüren.
Leider hat der Autor komplett im Dunkeln gelassen, wie die Suche nach solch einem Rezept verläuft, und das hätte mich absolut interessiert und die Geschichte(n) perfekt abgerundet.
Die Story spielt ausschließlich innerhalb des Restaurants, und diverse Teile der Handlung werden bei jedem Klienten nahezu wortgleich wiederholt.
Somit fehlt ebenfalls eine Weiterentwicklung der Charaktere, diese findet ebenfalls lediglich in einem äußerst begrenzten Rahman statt...!

Schade, ich hatte hier definitiv mehr erwartet...!