Kulinarisches Wohlfühlbuch

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MEINE MEINUNG
In seinem kurzweiligen und wundervoll warmherzigen Roman „Das Restaurant der verlorenen Rezepte“ entführt uns der japanische Autor Hisashi Kashiwai in die faszinierende Welt der japanischen Kulinarik und Kultur.
In sechs sehr einfühlsam und berührend erzählten Kurzgeschichten zeigt Kashiwai den hohen Stellenwert von Essen in unserem Leben auf. Facettenreich beleuchtet er die komplexe Beziehung zwischen Essen und unseren wertvollsten Erinnerungen an uns nahestehenden Menschen sowie die damit verbundenen nostalgischen Sentimentalitäten.
Aufgrund des großen Erfolgs in Japan sind inzwischen zwei weitere Bände dieser charmanten, herzerwärmenden Wohlfühl-Bestsellerreihe erschienen.
Im Mittelpunkt der unterschiedlichen Episoden, die allesamt gleich einem Ritual nach einem ähnlichen Muster ablaufen und in sich abgeschlossen sind, stehen die sympathischen Protagonisten Nagare Kamogawa und seine zwanzigjährige Tochter Koishi. Gemeinsam betreiben die beiden ein einzigartiges, sehr unscheinbares kleines Restaurant mit höchst raffinierten, traditionellen Gerichten in Kyoto. Dem Kamogawa-Café ist zugleich ein Detektei-Büro angeschlossen, das bestimmten Restaurantbesuchern einen speziellen Service anbietet und dabei helfen soll, in Vergessenheit geratene Rezepte wieder aufzuspüren und zugleich über die wiederbelebten Geschmackserlebnisse verlorene persönliche Erinnerungen und Emotionen zurückzubringen. Ob nun die geliebte Nudelsuppe der verstorbenen Ehefrau oder das Makrelen-Sushi aus der Kindheit - durch den detektivischen Spürsinn, sorgfältige Nachforschungen und besonderer Hingabe sind sie auch bei höchst diffizilen Fällen in der Lage, die Gerichte aus der Vergangenheit des Kunden nach zu kochen, die vergessenen Erinnerungen freizulegen und ihnen dabei zu helfen, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen sowie Glück und Zufriedenheit in der Gegenwart zu finden. Die Charakterisierung der verschiedenen Persönlichkeiten der Gäste mit all ihren Geheimnissen, Ecken und Kanten ist dem Autor gut gelungen, so dass es spannend ist, nach und nach ihre individuelle Vorgeschichten zu ergründen.
Mit seinem stimmungsvollen, feinfühligen Schreibstil, der eine charmante Leichtigkeit vermittelt, gelingt es dem Autor hervorragend, das japanische Flair heraufzubeschwören und eine unnachahmliche Atmosphäre entstehen zu lassen. Es bereitet sehr viel Spaß, den Protagonisten bei der Zubereitung ihrer kulinarischen Genüsse über die Schulter zu blicken und aufschlussreiche Einblicke in die exotischen Zutaten und Besonderheiten der japanischen Küche zu erhalten. So wird je Episode zu einem unvergesslichen kulinarischen Erlebnis und macht Lust auf japanische Gaumenfreuden!
Trotz berührender Momente und vieler Lebensweisheiten, die zum Nachdenken anregen, hätte ich mir insgesamt etwas mehr Tiefgang und eine gewisse Raffinesse bei den Geschichten gewünscht.

FAZIT
Ein unterhaltsames „Wohlfühlbuch“ voller japanischem Flair - mit liebenswerten Charakteren und berührende, einfühlsam erzählte Geschichten über die Bedeutung von köstlichem Essen und kostbaren Erinnerungen!
Ein kulinarischer und literarischer Genuss für Japan Liebhaber und alle, die es noch werden wollen!