Kyotos bezauberndes Restaurant

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gerwine ogbuagu Avatar

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Die Idee zu dieser Geschichte ist so großartig. Nicht nur sind alle Begebenheiten literarische Schmuckstücke. Sie beinhalten so viele Facetten des japanischen Lebens, der Gepflogenheiten von Menschen und nicht zuletzt deren oft anrührende oder auch heitere Schicksalen.
Diese zauberhafte Erzählung nimmt einen vom ersten Kapitel an gefangen. Wie der frühere Polizeibeamte Nagare und jetzt Inhaber eines ganz speziellen Restaurants sowie seine Tochter Koishi dabei helfen, die verlorenen Rezepte durch unermüdliches Bemühen zu beleben und nach zu kochen, beflügelt die Sinne jedes Feinschmeckers. Die Klienten kommen auf die Spur des Restaurants durch eine Anzeige im Feinschmecker Magazin „Gourmet Insider“. Die Gäste, die das absichtlich versteckte Restaurant finden können, sind sehr speziell. Sie alle suchen Gerichte, mit deren Erinnerung sie etwas ganz Besonderes verbinden. Koishi kocht nicht nur, sie notiert alles, was sie und Herr Nagare wissen müssen, um das Rezept nachkochen zu können. Die Gäste erinnern sich so weit wie möglich an Orte, Personen und Ereignisse, an denen sie das für sie wichtige Essen gegessen haben. Das kommt oft sehr emotional rüber. Und Nagares Spürsinn führt immer zu dem gewünschten Resultat: ein ganz bestimmtes Rezept zu finden und es für den Gast nachzukochen. Er scheut keine Mühen, um die Rezepte aufzuspüren. Dies zu lesen ist reines Vergnügen. Dabei erfahren wir die Geschichte des Gastes.
Wenn es dann gelungen ist, wird der Tisch gedeckt. Vor unseren lesenden Augen werden die wundersamen Gerichte in kunstvoll hergestelltem Geschirr serviert: Mal ist es Mashiko Keramik, dann wieder sind es Shigaraki Teller. Oder Koimari Porzellan und Negoro Schalen. Bewundernswerte Gegenstände, die man im Internet finden kann. Immer werden Gäste gebeten auf einem Metallstuhl mit roter Sitzfläche Platz zu nehmen. Die Tische werden sorgsam abgewischt. Und wenn Herr Nagare serviert hat, klemmt er sich jedes Mal das Metalltablett unter seinen Arm. Oft kauft er sogar Servierteller passend zum Gericht. Auch hilft er den Gästen, indem er ihnen in einer Papiertüte verpackt die Zutaten mit gibt und auch die zugehörigen Teller.

Allein die Ausstattung dieses Romans begeistert. Der Schutzumschlag lädt gleich zum Lesen ein. Jedes Kapitel beschäftigt sich mit einem Rezept und den Menschen, die es suchen und denjenigen, die es vor langer Zeit kreiert haben. Die Kapitel tragen den Namen des Rezepts. Geschmückt werden diese Namen am Kopf des Kapitels von Vignetten der reizenden Restaurantkatze Hirune. Sie spielt mit Utensilien, die zum Essen benötigt werden, wie eine Gabel, einem Löffel, einem dampfenden Becher oder anderen.
In diesem Roman lernt man auch, dass es „DIE japanische Küche“ nicht gibt. Je nach Region ist sie sehr unterschiedlich. Der Autor bringt es fertig, dass man gern gleich nach Japan reisen möchte, um alles selbst kennenzulernen. Und diejenigen Leser, die Japan bereits lieben, kommen voll auf ihren Geschmack.