Ein Adressbuch, das in eine bewegende Vergangenheit führt

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fraupfeffertopf Avatar

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Die LP wird mit Doris eröffnet, die in einem Pflegeheim untergebracht ist und deren körperliche, altersbegleitende Gebrechen sich schon merklich abzeichnen. Doch ihre Gedanken sind klar, was sich an dem Festhalten an bestimmten Gegenständen oder dem so wichtigen Adressbuch und damit verbundenen Erinnerungen zeigt. Die „Landkarte ihres Lebens“, wie sie es bezeichnet. Und so springen wir in den nächsten Kapiteln zu den Menschen, die in diesem Buch einen Eintrag haben und die fast alle eines gemeinsam haben: Sie sind tot und ihre Namen durchgestrichen.
Doris Vater, den sie so sehr geliebt und verehrt hat, stirbt nach einem Unfall mit der Bohrmaschine an einer Blutvergiftung, was fortan Doris Leben für immer verändern wird. Ihre Mutter kann nicht für beide Kinder sorgen und schickt die Älteste, Doris, fort, die eine Stelle als Dienstmädchen bei einer gut betuchten, französischen Dame im Ort annehmen soll. „Madame“ scheint trotz ihrer Strenge und Härte und buntem Treiben in ihrem Haus, dennoch eine im Grunde gute Person zu sein. Doris hat es nicht leicht, spricht sogar davon, dass sie Männer in dem Haus anfassen, muss die Fehler der anderen Dienstmädchen auf sich nehmen und versucht diese zu beheben. Doch unter den Gästen der Madame scheint sie einen guten Freund zu finden.

Die LP hat mir sehr gefallen. Doris wirkte auf den ersten Seiten etwas eigentümlich, was aber anhand ihres bisherigen Lebens und Erinnerungen an geliebte Menschen verständlicher wurde. Der Moment als ihr Vater starb und ihre Mutter sie aus dem Haus warf, war traurig und bewegend.
Auch die resolute Vorgehensweise, bereits Verstorbene in ihrem Buch
durchzustreichen, berührte auf eine Weise und überraschte zugleich, da so der Handlung eine unerwartete Spannung verliehen wird, welchen Personen wir noch auf Doris Reise in die Vergangenheit begegnen werden und welche Rolle sie in ihrem Leben gespielt haben.
Das Cover passt sehr schön zu dem Titel und hätte mich auch in der Buchhandlung direkt danach greifen lassen. Der Schreibstil ist leicht, aber dennoch fesselnd und transportiert die Gefühle, die Doris durchlebt. Ich denke, dass uns noch schön gewählte Worte begegnen werden. Doris Geschichte fasziniert und ich möchte ihre zu gerne hören.