Die Geschichte eines Lebens

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pandacat Avatar

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Es gibt Geschichten, in denen kein großer Spannungsbogen existiert, in denen an sich nicht viel passiert - und die man trotzdem nicht weglegen möchte.
Dies hier ist so eine.

Das rote Adressbuch handelt von Doris, einer Dame, die in Schweden lebt und inzwischen 96 Jahre alt ist.
Sie lebt alleine in einer Wohnung und wird vom Pflegedienst betreut. Zu ihrer Enkelin hat sie Kontakt, aber auch nur über Skype, da diese in den USA lebt.
Sie besitzt ein Adressbuch, in dem hinter den meisten Namen das Wort TOT notiert ist.

Genau um dieses Adressbuch dreht sich die Geschichte. Doris möchte ihrer Enkelin Jenny die Geschichte ihres Lebens erzählt, damit diese nicht mit ihr stirbt und schreibt sie daher auf. Dabei orientiert sie sich an den Namen im Adressbuch. Von der ersten Begegnung, bis zu dem Tag, wo sie schließlich den Namen durchstreicht und dahinter TOT notiert.

So reist man gemeinsam mit Doris durch ihr Leben.
Der Ablauf der Erzählung ist chronologisch aus Doris Sicht geschrieben. Sie wird unterbrochen von der Beschreibung der Gegenwart aus Sicht eines Erzählers.
Die Geschichte nimmt einen mit in die Zeit zu Beginn der 1930er bis in die Gegenwart, nach Schweden, Paris und Amerika. Sie erzählt von dem aufregenden, aber auch schwierigen Leben einer jungen Frau, deren Kindheit früh endet und die heranwächst, sich entwickelt und älter wird.
In der Gegenwart ist sie schon alt, der Körper will nicht mehr, frühere Weggefährten sind alle gestorben und bis auf den Pflegedienst besucht sie niemand. Jenny lebt zu weit weg, auf der anderen Seite der Erde.
In all dies gibt das Buch Einblicke, die einen in die Gedanken einer Protagonistin eintauchen lasse, die sehr ungewöhnlich ist - wenige andere Bücher handeln von 96jährigen Damen.

Die Geschichte ist keine, die viel Spannung aufbaut und die unheimlich viel Handlung hat, aber sie ist unheimlich liebevoll geschrieben und regt zum Nachdenken an.
Teilweise ziehen sich die Kapitel etwas hin, aber das hat mich hierbei nicht gestört. Eine Lebensgeschichte erzählt man nicht knapp, man schmückt sie aus, schwelgt in Erinnerungen und beschreibt viel.
Auch die Liebe kommt nicht zu kurz.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und warmherzig, man kann ihn gut lesen.

Fazit:
Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist eine nette Lektüre, die sich flüssig lesen lässt. Sie regt zum Nachdenken an ohne dabei dauernd unangenehm und gekünstelt Dinge aufzuzeigen.
Das Buch ist sehr liebevoll geschrieben.
Man muss diese Art Buch jedoch mögen. Wer Spannung und Action sucht wird mit diesem Buch definitiv nicht glücklich!