Hast du genug geliebt?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
malo2105 Avatar

Von

„Das rote Adressbuch“ ist der Debütroman der Schwedin Sophia Lundberg und eines meiner Lesehighlights 2018.
Hauptprotagonistin ist die betagte, alleinlebende Dame Doris. Ihre Verbindung zur Außenwelt und ihrer in den USA lebenden Großnichte Jenny ist der Computer. Am Ende ihres langen Lebens wünscht sich Doris, dass Jenny ihre Lebensgeschichte liest.
Zu ihren zehnten Geburtstag hat Doris von ihren Vater ein rotes Adressbuch geschenkt bekommen, in dem sie all die Menschen eingetragen hat, denen sie in ihren Leben begegnet ist und die ihr etwas bedeutet haben. Hinter den meisten Namen steht allerdings mittlerweile der Eintrag TOT.
Auf sehr einfühlsame, berührende und feinfühlige Weise beschreibt die Autorin die Hauptprotagonistin Doris, die mir von Anfang an sympathisch war und deren Lebensweg ich sehr gern verfolgt habe. Dabei wechseln sich Passagen aus den hier und jetzt mit denen aus Doris Vergangenheit ab. Als Leser erlebt man mit, wie sich Doris nach den Tod ihres Vaters als Dienstmädchen verdingt, später in Paris als Mannequin gefeiert wird, sowie die überstürzte Abreise nach Amerika und letzten endlich die Suche nach Liebe. Aber man erlebt auch die einsame Doris in ihrer Wohnung, wo sich ein Pflegedienst um sie kümmert und später nach einen Sturz im Krankenhaus. Niemand hat wirklich Zeit, alle sind gestresst und hetzten durch den Tag. Mich hat gerade dieses Gefühl der Einsamkeit nach einem langen, ereignisreichen Leben sehr berührt und nachdenklich gemacht.
Vielleicht sollten wir alle auch mal innehalten, uns auch an kleinen Dingen freuen und vor allem den Kontakt mit der älteren Generation nicht abreißen lassen.
Am Ende des Lebens steht wohl die Frage. „Hast du genug geliebt?“
In meinen Augen ist „Das rote Adressbuch“ ist ein wunderbarer Roman über das Leben, die Liebe und die Einsamkeit im Alter den ich sehr gern gelesen habe und den ich unbedingt weiterempfehle.