Zeitwandel der schönen Jugend und des tristen Älterwerdens

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lesesus Avatar

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Die 96jährige Doris schreibt anhand ihres Adressbuches ihre Memoiren vergangener Zeit nieder.
Einst lebte sie in vereinfachten Verhältnissen in Stockholm. Zum 10. Geburtstag bekommt sie von ihren Vater ein rotes Adressbuch geschenkt, in welchen sie alle Namen, die in ihren Leben Bedeutung schenken, einschreiben soll. Der Vater stirbt kurz daraufhin plötzlich und unerwartet. Um Geld zu verdienen schickt ihre Mutter sie zu Dominique Serafin als Zimmermädchen, wobei sie den jungen Mann Gösta Nilsson kennenlernte, zu dem sie sich platonisch angezogen fühlt.
Im Dienste eines Zimmermädchen reist Doris nach Paris. Ihr rotes Adressbuch ist immer dabei und wird von ihr fleißig fortgeführt. Zu jeder Person wird eine Geschichte ihres Lebens erzählt. Sie ist anfangs verunsichert. Ein reger Briefaustausch mit Gösta erfolgt, bei welchem Doris bis aufs kleinste Detail ihre neue Umgebung beschreibt. In Paris trifft sie auf den bekannten Modedesigner Jean Ponsard, der Doris als Mannequin abwirbt.
Mit Eleonora Pestova („Nora“) erhält die Junge Doris eine Freundin zwischen Schminken und Frisieren. Auch trifft sie auf einen jungen Architekturstudenten, Allen Smith, in welchen sie sich verliebt und er nach Monaten ohne ein Wort aus ihren Leben verschwindet. In lauter Sehnsucht ereilt sie ein Einschreiben, mit der Information zum Tod der Mutter. Ihre kleine Schwester Agnes wird zu Doris nach Paris geschickt, um welche sie sich liebevoll kümmert. Ein Telegramm und ein paar Dollarscheinen von Allen Smith fladdert ins Haus mit Entschuldigung für sein plötzliches Verschwinden sowie der Bitte nach Amerika überzuwandern. Der Brief brauchte jedoch länger als erwartet, eher er Doris erreichte. Mit dem Ausbrechen des Krieges schiffen sie und Agnes auf nach Amerika. Doch ihre Ankunft verläuft anders, wie sie es sich vorgestellt und gewünscht hätte.
Nach Agnes tot und einen Brief von Allen beschließt Doris wieder nach Europa zurückzukehren, um Allen und sich Gösta näher zu sein. Doch die Überfahrt verläuft aufgrund des herrschenden Krieges nicht so reibungslos wie bei ihrer Überfahrt von Europa nach Amerika.

Das Buch ist stellt sowohl die in der Gegenwart lebende betagte Doris, sowie die junge Doris in der Vergangenheit dar. Meiner Meinung wurde das vergängliche sehr gut dargestellt. Das kontinuierliche Springen in den genannten Zeitzonen ist gut nachvollziehbar und stellt keine Verwirrungen dar. Als 96jährige Dame wird Doris von Schwestern eines ambulanten Pflegedienstes betreut. Wie im wahren Leben hat sie Probleme mit den ständigen Wechsel des Pflegepersonals. Auch die fehlende Zeit der Schwestern wird gut zur Geltung gebracht.
Im Alter beschäftigt sich Doris mit Technik, damit sie Kontakt mit ihrer in Amerika lebende Nichte Jenny und deren Kindern Kontakt zu halten. Aufgrund ihrer altersbedingten Gebrechen ist es ihr nicht mehr möglich die Verwandtschaft hinter den großen Teich zu besuchen.
Auch Traurigkeit wegen des Alleinseins und der Tod aller Freunde spielen bei der alten Dame eine Rolle.
Nach einen Sturz mit folglicher Schenkelhalsfraktur wird Doris im Krankenhaus aufgenommen und das Umziehen in einen Pflegeheim nahegelegt, wobei die alte Frau strikt ablehnt und mit dem Altersstursinn den Krankenhausfürsorger fast in den Wahnsinn treibt.
Ein plötzlicher Herzinfarkt treibt Jenny aus fürsorglicher Angst zu ihrer 96jährigen Großtante und sie setzt alles daran, um den letzten geheimen Wunsch ihr zu erfüllen.

Der Schreibstil ist präzise und nüchtern gestaltet. In einigen Passagen überkam mich dir Gänsehaut, da es so traurig-schön von der betagten Doris beschrieben wurde. Auch ein paar vergossene Tränen ließen sich nicht vermeiden! Tolles Buch!!