Konstruierte Verzögerung der Todeszeitpunkte

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djojo Avatar

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Wann ist das Schiff endlich am Ende seiner Reise? Wann entweicht endlich die letzte Seele aus ihrem Körper? Fragen, die man sich eigentlich nicht stellen sollte, die mir jedoch gegen Ende des Buches immer mehr durch den Kopf gingen...

Máni erzählt in seinem Roman die Geschichte einer Crew, welche sich mit einem leeren Transportschiff auf den Weg in den Surinam macht um dort eine Ladung aufzunehmen. Die Mitglieder der Crew haben allesamt etwas Belastendes aus ihrer Vergangenheit zu verbergen, zudem kommt "zufälligerweise" auch noch ein bekannter Unterweltler mit dem Kosenamen Satan an Board. Während der Fahrt kommt es immer mehr zu Reibereien, Schwierigkeiten und blutigen Personenschäden.

Der Schreibstil ist zwar recht flüssig, allerdings versucht der Autor immer wieder durch (fast vollständig) kopierte Textstellen beim Leser Déjà-vu-Ereignisse hervorzurufen. Diese Wiederholungen werden auf die Dauer eher lästig und besonders als der Autor gegen Ende des Buches versucht auf diese Weise einen Rahmen um die Handlung zu spannen, muss man sich durch die Seiten kämpfen. Auch der ständige Versuch bestimmte Geräusche hervorzuheben (z.B. das _Bumm, Bumm, Bumm_ des Schiffsmotors) sind auf die Dauer nervend und tragen kaum zur Anregung der Phantasie des Lesers bei.

Durch konstruierte Misserfolge (es geht wirklich alles schief was schiefgehen kann) wird versucht, die Spannung aufrechtzuerhalten. Doch genau diese konstruierte Verzögerung mündet in einem unnötigen, langweiligen und sinnlosen Höhepunkt. Was mich in diesem Fall besonders stört ist die Bezeichnung "Krimi", welche immer wieder im Bezug auf _Das Schiff_ von Màni verwendet wird. Natürlich ist die Definition eines Genres "Krimi" weit zu fassen, meines Erachtens hat dieser Roman leider mit einem Krimi reichlich wenig zu tun (außer vielleicht der brutale Tod, der immer mehr Crew-Mitglieder heimsucht und an den einen oder anderen Thriller erinnert).

Mein persönliches Fazit: Gute Idee, Anfangs auch gut umgesetzt, gegen Ende leidet das Buch jedoch an seiner konstruierten Verlängerung der Todeszeitpunkte.