Neun Männer und ihre Dämonen machen eine Reise

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
annajo Avatar

Von

Das Frachtschiff Per se begibt sich auf eine Reise von Island nach Surinam. An Bord sind neun Männer, von denen jeder von einem Geheimnis geplagt wird. Einer ist ein Mörder, den die Angst vor Entdeckung in Panik versetzt. Einer ist ein Spieler mit Schulden, der von Surinam aus ein Päckchen schmuggeln soll um seine Familie zu retten. Einer ist ein Alkoholiker, der nur auf See halbwegs nüchtern ist und auch dort mit seiner Sucht zu kämpfen hat. Auch ein Schwerverbrecher ist eher zufällig an Bord gelangt - Satan, der König der isländischen Unterwelt. Zudem geht das Gerücht um, dass der Crew von der Reederei gekündigt werden soll. Also planen fünf Männer eine Meuterei. So läuft das Schiff in Grundartangi aus und wenig später muss es mit dem schlechten Wetter auf hoher See kämpfen. Doch es zeichnet sich noch ein anderer Sturm ab: als die Kommunikations- und Navigationsgeräte ausfallen, übernehmen Misstrauen, Angst und Wahn das Kommando über die Crew.

Mani schafft mit seinem Roman "Das Schiff" ein spannendes Buch mit bedrückender und düsterer Atmosphäre. Sehr gelungen ist der Perspektivenwechsel zwischen den einzelnen Personen, wodurch unterschiedliche Aspekte der selben Situationen beleuchtet werden. So werden plausible Erklärungen geliefert für Geschehnisse, die in den Augen eines der Beteiligten unerklärlich sind. Umso trauriger fand ich es, dass dies am Ende nicht mehr statt gefunden hat und dass das Ende sehr kurz und knapp abgehandelt wurde mit einem Ausgang, der sich so nicht wirklich angekündigt hat und der für mich sehr unbefriedigend war. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch sich mit diesem Ende mehr befasst, denn es wirkt doch sehr weit hergeholt und rutscht ins Fantastische ab. Und gleichzeitig fand ich dieses Ende doch auch genial. Ich habe sogar im Buch zurück geblättert, um die Hinweise auf dieses Ende zu überprüfen. Es lässt den Leser mit sich überstürzenden Gedanken zurück und hat mich lange grübeln lassen. Sehr wehmütig war ich auch bei diesem traurigen Ende, bei dem Mani dem Leser deutlich gemacht hat, dass der Mensch die Natur nicht beherrscht und dass es Gebiete der Erde gibt, in denen der Mensch völlig ausgeliefert ist. Ich konnte die Verzweiflung der Crew förmlich spüren, erst auf dem Meer und später im Eis völlig verloren und hilflos zu sein. Das ist dem Autor sehr gut gelungen.
Auch die Charaktere waren gut gezeichnet und am sympathischsten war mir Jon Karl, oder besser: Satan, der in den meisten Situationen abgebrüht war und immer ein flapsigen Spruch parat hatte, und doch hat Mani den Leser - manchmal nur mit sehr kleinen Handlungen - nie vergessen lassen, dass Satan ein skrupelloser Schwerverbrecher ist.
Dem Autor ist mit diesem Buch ein sehr spannender und düsterer Roman gelungen, bei dem philosophische Betrachtungen und Tragik nicht zu kurz kommen und den ich wärmstens weiterempfehlen kann.