Action ohne Basis

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romy_abroad Avatar

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Michael Landorff ist Journalist und Autor aus München. Seine Freude am Schreiben wird lediglich durch die schwachen Abverkäufe und unbefriedigenden Umsätze seiner Bücher getrübt. Auf einer Party der Münchner Schickeria ausgerichtet von dem erfolgreichen Geschäftsmann Gregory Winter, bei der der Autor sich mehr als fehl am Platz fühlt, klagt er seiner Freundin Melissa sein Leid. Kurzerhand entscheidet diese, mit ihrer Marketing-Agentur von nun an die Vermarktung von Michael und seinem neuen Buch zu übernehmen - inklusive neuem Pseudonym, neuer Vita und neuer Garderobe. Die nächsten Tage sind geprägt vom Aufbau einer neuen Persona, mit Shopping, Recherche und pressewirksamen Veranstaltungen, um Aufmerksamkeit für die neugeborene Autoren-Persönlichkeit und ihr bald erscheinendes Buch zu generieren. Doch kurz darauf wird eine der Besprechungen von Michael und Melissa von einem Kommissar unterbrochen: Beide sollen als Zeugen aussagen, denn auf der Party, auf der die beiden ihren Deal beschlossen haben, ist anschließend der Gastgeber zu Tode gekommen: Mord.
Von nun an überschlagen sich die Ereignisse, denn Michael hat plötzlich nicht nur den perfekten Stoff für sein nächstes Meisterwerk, sondern findet sich plötzlich in einem internationalen Netz aus Geheimdiensten, Auftragskillern und Kriminellen wieder. Zwischen Schießereien, Anschlägen und anonymen Hinweisen versucht er, den Mord an Gregory Winter aufzuklären, ohne dabei selbst in das Fadenkreuz seiner Killer zu geraten.

Der Thriller startet langatmig und es dauert fast 100 Seiten, bis man tatsächlich von einem Thriller sprechen kann. Bis dahin begleiten wir den glücklosen Autor in seinem Alltag, von Party zu Party, zum Einkaufen, zu Meetings und auf seinen Gedankengängen. Doch dann nimmt das Erzähltempo rasant zu, wir lernen neue Personen kennen und bekommen Einblicke in die dunklen Machenschaften des Mordopfers. Im letzten Drittel galoppiert dem Leser die Geschichte dann scheinbar davon, immer mehr Geheimdienste kommen zum Zug, es geht plötzlich um weltweite Verwicklungen, vom Mossad bis zur nordkoreanischen Regierung ist plöztlich alles was Rang und Namen hat mehr oder weniger involviert. Und mittendrin unser Münchner Autor, der eigentlich nur auf Publicity für sein neues Buch gehofft hatte - hier wirkt alles etwas überzogen. Leider werden hier immer weniger Seiten in Spannungsaufbau und Hintergründe investiert, und immer mehr in blutige Attentate und Auftragskiller, die aus dem Nichts auftauchen.

Alles in allem konnte mich der Thriller "Das Tartarus-Projekt" leider nicht überzeugen. Der langsame Auftakt und das rasante letzte Drittel harmonieren nicht wirklich, und ergänzen einander nicht optimal. Gerd Schilddorfer versucht zwar, mit intelligenten Kampfsystemen ein kontroverses Thema aufzugreifen, bleibt dabei aber zu sehr an der Oberfläche. Die Erzählung aus der Perspektive der Mossad-Agentin kommt nicht aus den Kinderschuhen heraus und kann die Geschichte so weder um Dramatik noch um weitere Informationen bereichern. Hier wäre eindeutig noch Luft nach oben gewesen!