Leave the weapon, get the cannoli!
Ich habe eine Weile, sprich ein paar ziemlich viele Seiten von „Das Verhalten ziemlich normaler Menschen“, gebraucht, um festzustellen, dass ich in gar keinem Buch für Erwachsene sondern in einem Young Adults Text gelandet bin. Das ist normalerweise nicht die Literatur, die ich lese, und ich muss auch nochmal drüber nachdenken, ob das eine Kategorie ist, die der lesende Mensch braucht. Zumindest hat es mir aber für diesen Titel erklärt, warum die Sprache, in der K.J. Reilly scheibt, so ist wie sie ist. Schnell, komisch, direkt, Treffer versenkt. Kein Geschwafel. Immer hart am Thema. Warum die Handlung so läuft wie sie läuft. Warum die Charaktere so sind wie sie sind.
Das würden ihre Protagonisten auch nicht anders mit sich machen lassen, denn ihnen ist das Schlimmste passiert, was passieren kann. Ihre Ehefrau, Vater, Mutter, Bruder sind tot. Vom Krebs geholt, vom Schlaganfall gefällt, vom Laster an einen Laternenpfahl geschoben. Den Laster fuhr ein Lastwagenfahrer, dessen bester Freund der Kollege Jack Daniels ist. Und Jack Daniels war auch noch Anlass dafür, dass das Gericht den Lastwagenfahrer noch nicht einmal für eine lange Zeit ins Gefängnis geschickt hat. Jack Daniels macht nämlich mildernde Umstände. Das will nicht in Ashers Kopf. Denn in dem Auto, das zerquetscht und brennend am Laternenpfahl endete, saß Ashers Mutter. Allein, verbrannt und mit gebrochenem Genick. Das ist erst mal die Arbeitshypothese.
Ashers Mutter ist seit mehr als einem Jahr tot. Sein Vater und seine kleine, vierjährige Schwester Chloe versuchen mit allen Mitteln, sich den Alltag zurück zu erkämpfen. Aber in Asher dreht alles unrund. Es ist das Schlimmste passiert, und es wird einfach nicht besser. Manchmal wird es anders schlimm, aber nicht besser. Er fühlt sich einfach, als hätte man ihm die Haut vom Körper gezogen. Asher hat Therapeuten verbraucht, die Spinde in der Schule mit einem Baseballschläger zerschlagen, er hüllt Cloe nachts in Alufolie, einen Fahrradhelm und ihre Schwimmweste – man weiß nie, was alles passieren kann. Ganz plötzlich. So wie Ashers Mama. Nichts ist mehr sicher.
Aus welche Grund war sie zu dieser Zeit an diesem Ort? Um Asher neue Fußallschuhe zu kaufen. Ganz klar, er ist schuld am Tod seiner Mutter.
Er wird sie rächen, denn in den Weiten des Netzes hat den LKW Fahrer gefunden. In Memphis, Tennessee. Ungefähr 1700 Kilometer entfernt von Ashers zuhause. Doch der Plan steht, gestörte Impulskontrolle hin oder her.
Auf die Fahrt nimmt er seine neuen Freunde mit. Neue Freunde? Genau. Andere Traueropfer aus den Selbsthilfegruppen, in die Asher seinem Vater zuliebe seit Wochen fast jeden Abend geht. Da ist Henry, ein alter Herr, der seine Gattin Evelyn in der Urne und diese in einem Pappkarton mit sich führt. Sloane, die nach dem Tod ihres Vaters dessen Motorradklamotten trägt, die an ihr hängen wie Segel im Wind. Und Will, der sich sicherheitshalber hinter seinem Haarvorhang versteckt. Nur nix gucken lassen.
Die vier (+ Urne) machen sich auf die Fahrt, im Gepäck neben Evelyn auch die Sätze der Trauertherapeutin aus den Gruppensitzungen. „Ich soll traurig sein, wenn es sich richtig anfühlt, traurig zu sein, auch schrecklich traurig für eine lange Zeit, wenn mir danach zumute ist. Nur nicht selbstzerstörerisch traurig. Niemals selbstzerstörerisch traurig!“
Und so passiert es, dass, als Asher endlich am Ziel ist, in der Culvert Street 114 in Memphis mit dem Baseballschläger in der Hand, den Zeigefinger auf dem Klingelknopf, Will ihm eine dieser entscheidenden Fragen stellt: „Willst Du wirklich den Rest deines Lebens tot verbringen?“
Man könnte jetzt anfangen zu mäkeln. Sprachlich zu oft an der Oberfläche; wenn es tief geht, wird es manchmal unglaubwürdig; der Bauplan der Geschichte hat Schwächen; und erst das Finale! Alles Quatsch. Der Plot und die Protagonisten funktionieren für die Zielgruppe, alles gut.
Das würden ihre Protagonisten auch nicht anders mit sich machen lassen, denn ihnen ist das Schlimmste passiert, was passieren kann. Ihre Ehefrau, Vater, Mutter, Bruder sind tot. Vom Krebs geholt, vom Schlaganfall gefällt, vom Laster an einen Laternenpfahl geschoben. Den Laster fuhr ein Lastwagenfahrer, dessen bester Freund der Kollege Jack Daniels ist. Und Jack Daniels war auch noch Anlass dafür, dass das Gericht den Lastwagenfahrer noch nicht einmal für eine lange Zeit ins Gefängnis geschickt hat. Jack Daniels macht nämlich mildernde Umstände. Das will nicht in Ashers Kopf. Denn in dem Auto, das zerquetscht und brennend am Laternenpfahl endete, saß Ashers Mutter. Allein, verbrannt und mit gebrochenem Genick. Das ist erst mal die Arbeitshypothese.
Ashers Mutter ist seit mehr als einem Jahr tot. Sein Vater und seine kleine, vierjährige Schwester Chloe versuchen mit allen Mitteln, sich den Alltag zurück zu erkämpfen. Aber in Asher dreht alles unrund. Es ist das Schlimmste passiert, und es wird einfach nicht besser. Manchmal wird es anders schlimm, aber nicht besser. Er fühlt sich einfach, als hätte man ihm die Haut vom Körper gezogen. Asher hat Therapeuten verbraucht, die Spinde in der Schule mit einem Baseballschläger zerschlagen, er hüllt Cloe nachts in Alufolie, einen Fahrradhelm und ihre Schwimmweste – man weiß nie, was alles passieren kann. Ganz plötzlich. So wie Ashers Mama. Nichts ist mehr sicher.
Aus welche Grund war sie zu dieser Zeit an diesem Ort? Um Asher neue Fußallschuhe zu kaufen. Ganz klar, er ist schuld am Tod seiner Mutter.
Er wird sie rächen, denn in den Weiten des Netzes hat den LKW Fahrer gefunden. In Memphis, Tennessee. Ungefähr 1700 Kilometer entfernt von Ashers zuhause. Doch der Plan steht, gestörte Impulskontrolle hin oder her.
Auf die Fahrt nimmt er seine neuen Freunde mit. Neue Freunde? Genau. Andere Traueropfer aus den Selbsthilfegruppen, in die Asher seinem Vater zuliebe seit Wochen fast jeden Abend geht. Da ist Henry, ein alter Herr, der seine Gattin Evelyn in der Urne und diese in einem Pappkarton mit sich führt. Sloane, die nach dem Tod ihres Vaters dessen Motorradklamotten trägt, die an ihr hängen wie Segel im Wind. Und Will, der sich sicherheitshalber hinter seinem Haarvorhang versteckt. Nur nix gucken lassen.
Die vier (+ Urne) machen sich auf die Fahrt, im Gepäck neben Evelyn auch die Sätze der Trauertherapeutin aus den Gruppensitzungen. „Ich soll traurig sein, wenn es sich richtig anfühlt, traurig zu sein, auch schrecklich traurig für eine lange Zeit, wenn mir danach zumute ist. Nur nicht selbstzerstörerisch traurig. Niemals selbstzerstörerisch traurig!“
Und so passiert es, dass, als Asher endlich am Ziel ist, in der Culvert Street 114 in Memphis mit dem Baseballschläger in der Hand, den Zeigefinger auf dem Klingelknopf, Will ihm eine dieser entscheidenden Fragen stellt: „Willst Du wirklich den Rest deines Lebens tot verbringen?“
Man könnte jetzt anfangen zu mäkeln. Sprachlich zu oft an der Oberfläche; wenn es tief geht, wird es manchmal unglaubwürdig; der Bauplan der Geschichte hat Schwächen; und erst das Finale! Alles Quatsch. Der Plot und die Protagonisten funktionieren für die Zielgruppe, alles gut.