Trauerbewältigung

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Jugendbücher lese ich inzwischen nur noch selten. Wenn ich es doch tue, sind es in der Regel Bücher zu anspruchsvollen Themen. Das Verhalten ziemlich normaler Menschen von KJ Reilly ist eines davon. Es geht um das Thema Trauer und den Umgang damit. Während manche Menschen nach dem Verlust eines geliebten Menschen nach einer kurzen Trauerphase ihr Leben scheinbar ganz normal weiterleben, gibt es auch andere, die diesen Verlust nur sehr schwer verarbeiten und für die ein normales Weiterleben nicht mehr möglich zu sein scheint. Von letzteren handelt dieses Buch.
Vor zwölf Monaten, drei Wochen, einem Tag, sechs Stunden und vierzehn Minuten starb Ashers Mum bei einem Autounfall. Wegen eines Formfehlers konnte der betrunkene Unfallverursacher nicht verurteilt werden. Gleichzeitig gibt Asher sich die Schuld an dem Unglück, da seine Mum wegen einer Besorgung für ihn unterwegs war. Seitdem lebt Asher vor sich hin und sinnt auf Rache. Er besucht viermal die Woche Trauergruppen und lernt dabei andere kennen, die in einer ähnlichen Situation sind: in der Teenagergruppe kämpft Sloane mit dem Verlust ihres Vaters und Will versucht den Tod seines kleinen Bruders zu verarbeiten. Bei den Erwachsenen kommt der achtzigjährige Henry nur schwer über den Tod seiner Frau hinweg. Gemeinsam machen sich die vier auf zu einem Roadtrip der anderen Art: Asher möchte den Mörder seiner Mutter finden und töten.
Das Verhalten ziemlich normaler Menschen ist ein außergewöhnliches Buch. Die Autorin schafft es, sehr einfühlsam, ohne Kitsch und ohne Lebensweisheiten vermitteln zu wollen, über Tod und Trauer und den Umgang damit zu erzählen. Besonders die Schicksale der Jugendlichen gingen mir sehr nahe. Auch die Rolle von Peter Pan, wie Asher die Leiterin der Trauergruppen nennt, war sehr geschickt angelegt, ihre Methoden gefielen mir.
Vor dem letzten Drittel nimmt das Buch eine dramatische Wendung, die ich so nicht kommen sah, die aber vieles klarstellt. Für mich ein sehr gelungenes Buch, das unbedingt mehr Leser*innen verdient.