Geister der Vergangenheit - Agenten kennen keinen Ruhestand

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nadines_buecher Avatar

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Peter Guillaume, inzwischen hochbetagter Ex-Agent des britischen Secret Service, lebt zurückgezogen auf dem bretonischen Bauernhof seiner Mutter. Doch für Agenten gibt es scheinbar keinen Ruhestand, denn der Senior wird eines schönen Tages postalisch nach London bestellt, zu seinem ehemaligen Arbeitgeber. Dort empfangen ihn zwei junge, ambitionierte Anwälte, die zwei vermeintlich aus dem Ruder gelaufene Operationen während des Kalten Krieges - Mayflower und Windfall - aufrollen müssen, da die Kinder zweier Opfer, der Sohn des Agenten Alec Leamas und die Tochter von Leamas Geliebter Liz Gold, die an der Berliner Mauer umkamen, den Service verklagen aufgrund des als Kollateralschaden hingenommenen Todes ihrer Eltern. Peter, der ganz Spion, versucht zunächst so viel als möglich an Desinformation an die Anwälte zu geben, doch diese konfrontieren ihn mit von ihm entwendeten Akten zu den Operationen, zwingen ihn, Protokolle, Abschriften, Notizen und Berichte durchzuarbeiten um ihn weichzuklopfen. Peter durchlebt seine Zeit mit der Informantin Tulip, seinem Kollegen Alec, der geköderten Liz und seinen Vorgesetzten George Smiley und Control erneut, ergänzt als Erzähler die ihm vorgelegten Informationen, so dass verständlich wird, warum er aus persönlichen und staatspolitischen Gründen nicht vor Gericht aussagen kann. Schafft er es auch im hohen Alter, vor der Vergangenheit, Alecs Sohn Christoph und seinem ehemaligen Arbeitgeber zu fliehen?
Nach und nach entfalten sich die beiden Geheim-Operationen, in denen es um die ehemalige DDR geht, anhand allerlei Aktenwerk und aus Peters Gedächtnis. Einiges jedoch erfahren die Leserinnen und Leser wiederum nicht. Auch die berühmten Desinformationen kommen zum Einsatz, die damals wie heute Verwirrung stiften sollten. Dadurch entsteht einen interessante Erzählung, echter Thrill entsteht jedoch nicht. Was der Lesefreude keinesfalls Abbruch tut, denn Geschichten um Geheimagenten und nationale und internationale Sicherheit müssen mit Wahrheit, Illusion und falschen Informationen auftrumpfen können. Auch wenn das Lesen Konzentration erfordert, handelt es sich um einen intelligenten Spionage Kriminalroman. Toll für Kenner der George Smiley-Spionageromane des Autors: Viele damalige Protagonisten tauchen in Persona oder namentlich im Buch auf.
Das Cover macht das Buch zur Kamera, eine Tulpe spiegelt sich in der Linse. Ein eindeutiger Hinweis auf Fall und Protagonisten und auf die Zeit, in der die Story angesetzt ist.